Ordnungsruf: Bundestagspräsidium rügt Glückwünsche an israelisches Militär

Bundestagsvizepräsidentin Dagmar Ziegler (SPD) und AfD-Politiker Rüdiger Lucassen Fotos: picture alliance/dpa | Fabian Sommer / Flashpic | Jens Krick / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres / JF-Montage

Ordnungsruf

Bundestagspräsidium rügt Glückwünsche an israelisches Militär

Bundestagsvizepräsidentin Dagmar Ziegler (SPD) verpaßt dem Abgeordneten Rüdiger Lucassen (AfD) während der Plenumssitzung am Mittwoch einen Ordnungsruf für seine Glückwünsche an die Streitkräfte Israels. Der AfD-Politiker wehrt sich nun dagegen.

BERLIN. Bundestagsvizepräsidentin Dagmar Ziegler (SPD) hat dem Abgeordneten Rüdiger Lucassen (AfD) während der Plenumssitzung am Mittwoch einen Ordnungsruf für seine Glückwünsche an die Streitkräfte Israels erteilt. Der Verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion hatte am Schluß seiner Rede zur weiteren Beteiligung der Bundeswehr an der Stabilisierungsmission in Mali die Fähigkeit eines Staates zur Selbstverteidigung hervorgehoben und dabei auf die aktuelle Lage im Nahen Osten verwiesen. Abschließend sagte Lucassen: „Ich wünsche der Israel Defence Force viel Soldatenglück. Und speziell der israelischen Luftwaffe bei der Suche nach den Terrorführern der Hamas eine gute Jagd und fette Beute.“

Abgeordnete von Grünen, SPD und CDU hatten sich darüber empört, die Grünen-Politikerin Steffi Lembke nannte die Worte „menschenverachtend“. Der Abgeordnete Henning Otte forderte die amtierende Präsidentin Ziegler zudem auf, sich die Rückseite der Redemappe Lucassens zeigen zu lassen, die das Wappen der israelischen Streitkräfte zierte. Ziegler erteilte Lucassen anschließend „für diese Ausdrucksweise“ einen Ordnungsruf.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen erhält eine Rüge durch den Bundestagspräsidenten, nur weil er der @IDF Luftwaffe der israelischen Armee viel Erfolg beim Einsatz gegen islamistische Terroristen wünschte. Ab Minute 4:09 https://t.co/AWNuTCUhqU #IsraelUnderAttack

— Dieter Stein (@Dieter_Stein) May 19, 2021

Bundestagsvizepräsidentin Dagmar #Ziegler (SPD) verpaßt dem Abgeordneten Rüdiger #Lucassen (AfD) während der Plenumssitzung am Mittwoch einen #Ordnungsruf für seine Glückwünsche an die Streitkräfte Israels. pic.twitter.com/KoCXNe0Tr6

— Lukas Steinwandter (@LSteinwandter) May 20, 2021

Der AfD-Politiker erhob mittlerweile bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) Einspruch gegen diese Ordnungsmaßnahme. In seinem Schreiben, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, verweist Lucassen unter anderem auf die Sicherheit Israels als Teil der deutschen Staatsräson. Die Bundesregierung habe den aktuellen Angriff der Terrororganisation Hamas eindeutig verurteilt und das Recht Israels auf Selbstverteidigung anerkannt. „Träger dieses Rechts auf Selbstverteidigung sind die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte“.

AfD beantragt namentliche Abstimmung

Der frühere Bundeswehroberst erwähnte zudem die enge Verbundenheit der Armeen Deutschlands und Israels. So habe im vergangenen Jahr ein gemeinsames Manöver im deutschen Luftraum stattgefunden. Als „Symbol der Verbundenheit und Unterstützung Israels“ flogen dabei der israelisch und der deutsche Luftwaffenchef in ihren Kampfjets über das ehemalige Konzentrationslager Dachau.

Das wiederholte Bekenntnis der Bundesregierung zum Verteidigungsrecht Israels und das eindeutige Bekenntnis der deutschen Bundeswehr zur Unterstützung der israelischen Verteidigungsstreitkräfte seien allerdings „nur dann von Wert, wenn sie auch in der Stunde der Bewährung gelten“, betont der AfD-Abgeordnete. Seine guten Wünsche habe er „an die kämpfenden Soldaten gerichtet“ und dafür die ihm vertraute „soldatische Sprache“ gebraucht, so Lucassen. Er gehe davon aus, daß kein Mitglied des Deutschen Bundestags der israelischen Armee einen Mißerfolg bei der Verteidigung ihrer Heimat und ihres Volkes wünsche: „Wer es ernst meint mit der Unterstützung Israels, kann sich nicht von einem Erfolg seiner Armee distanzieren.“

Die AfD-Bundestagsfraktion beantragte eine namentliche Abstimmung über den Einspruch gegen diesen Ordnungsruf. Diese fiel klar für den Beibehält des Ordnungsrufes aus. Von den 616 abgegebenen Stimmen waren 535 gegen den Einspruch Lucassens. (vo)

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Kommentare

Seltsam sagt:

22. Mai 2021 um 8:17 Uhr

Die Hamas ist eine terroristische Organisation, die eigene zivile Opfer gezielt provoziert, die Tötung von Bürgern Israels kontinuierlich plant und durchführt sowie die Auslöschung Israels als einziges Ziel hat.

Eine politische Lösung mit diesen ist nicht möglich und seitens Hamas nicht gewünscht.

Den Israelis ist entsprechend fette Beute zu wünschen.

Wer das anders sieht, sieht die Ziele der Hamas als legitim an, daher die Vernichtung Israels. Dies tun 535 Mitglieder des BT.

Diese Einschätzung wäre falsch, wenn die Hamas sich ihrer terroristischen Ziele entsagt hätte, siehe bspw die IRA. Dies ist aber nicht der Fall.

Der heutige BT bzw die BR hätte wohl auch im Yom Kippur Krieg die Israelis zu Zurückhaltung und Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen.
Diogenes sagt:

21. Mai 2021 um 13:33 Uhr

Hui … martialische Sprache im Parlament des Hippie-Staates. In dem „die Menschen“ kompromißlos vor dem Corona-Tod gerettet werden und dabei über Kollateral-Leichen gegangen wird. Und in dem nächstens auch Schnittblumen vor dem Tode bewahrt werden.

Solche Töne gehen durch Mark und Bein. Lucassen ist Soldat und Polit-Amateur. Da muß er sich noch lernfähig erweisen.

Der Ordnungsruf erfolgte „für diese Ausdrucksweise“. Hm … das geht erst mal in Ordnung. Die Ausdrucksweise war der Location nicht angemessen.
Es ist aber klar, daß es eigentlich um mehr geht als nur Ausdrucksweise.

Am 18.03.2008 schlug Angela Merkel folgenden grundlegenden Pflock ein: „Diese historische Verantwortung Deutschlands [nämlich die Sicherheit Israels] ist Teil der Staatsräson meines Landes.“

Die AFD wird immer als „Rechts“, und damit implizit als „Antisemitisch“ denunziert. Da wollte Lucassen klar machen, daß die AFD, der Widerstand gegen die Deutschland-Abschaffung, nicht die Juden als Feinde sieht, im Gegenteil, sondern die Linken.

Das ist es, was die Linken so empört und den Ordnungsruf ausgelöst hat.
Die Linken beanspruchen die Autorität, die AFD als antisemitisch brandmarken zu dürfen.
Peter Ehrlich sagt:

20. Mai 2021 um 23:46 Uhr

Das war mal wieder ein Pflichtordnungsruf der Bundestagsvizepräsidentin Ziegler – der AfD verwehrt man bis heute der ihr zustehende Posten eines Vizepräsidenten – der reflexartig erfolgt, wenn ein AfD-Abgeordneter eine kritische Rede im BT hält. Wobei Herr Lucassen die richtigen Worte gefunden hat.
Ich gehe mal davon aus, dass Frau Ziegler überhaupt nicht erkannt hat, worum es überhaupt ging.
………………..
Heinz Schäfer sagt:

20. Mai 2021 um 23:26 Uhr

Lucassen ist ein außergewöhnlicher Politiker. Er hat immer wieder den Mut, Wahrheiten auszusprechen ohne dabei das politische Kalkül in den Vordergrund zu stellen. Mit seiner klaren Anerkennunug und Solidaritätsbekundung gegenüber der israelischen Armee führt er wieder einmal die gesamte linksgrüne Politikerkaste vor. Er zeigt uns allen deutlich, wo die tatsächlichen Antisemiten sitzen, frei nach dem Motto: Wir haben ja nichts gegen die Juden, aber…
Wilbert Camshaft sagt:

20. Mai 2021 um 20:18 Uhr

Ich habe aus vielen Gründen große Sympathie für Israel und verabscheue die islamistischen Fanatiker von denen dieses Land umzingelt ist.

Die Israelis verteidigen mit ungeheurem persönlichen Einsatz jedes Bürgers seit Jahrzehnten ihr Land erfolgreich gegen eine zahlenmäßig weit überlegene, von grenzenloser Bösartigkeit und Vernichtungswillen getriebene islamistsich geprägte Umgebung.

Das ist eine pragmatische Lebenshaltung, die sich an den Realitäten orientiert und keinen Platz für falsches Pathos lässt sondern den täglich von jedem konkreten persönlichen Einsatz abverlangt.

Deutsche Politiker, auch wenn sie bei der Bundeswehr gedient haben und Israel schätzen haben keinerlei Grundlage für solche plump-vertraulichen Äusserungen – sie sind keine Kamaraden der Israelis denn sie stehen nicht mit ihnen im Feld.

Wir sollten Israel an Waffen liefern – alles was sie brauchen können und deren Mut jede Unterstützung gewähren die in unseren Kräften steht.
Das heisst vor allem eine absolut unversöhnliche Haltung Deutschlands gegenüber dem islamistischen Iran – also keine Verbindung (Flüge, Warenaustausch…) mit diesem auf Massenmord an den Israelis hinarbeitenden Verbrecherstaat.
Volker Walz sagt:

20. Mai 2021 um 18:50 Uhr

Bei dem ganzen Schlamassel im Nahen Osten ist eines zu bedenken. Erstens sind die jüdischen Bürger in Deutschland Deutsche. Und sie sind es in jeder Hinsicht mit großem Gewinn. Man stelle sich einmal eine Masseneinwanderung von Juden vor. Kein Problem, denn die sind in aller Regel zuverlässig, strebsam und brächten unserem Land einen großen Nutzen: kulturell, wissenschaftlich, wirtschaftlich, persönlic Hier wäre eine Willkommenskultur angebracht. Die Minusbilanz der anderen Seite haben wir gerade wieder einmal gesehen. Nun noch ein Wort zu Lucasson. Auch ich finde seine Worte zu stark. Denn ein Krieg trifft auch immer Unschuldige. Dennoch muss man ihn auch verteidigen. Wer wie seine Partei ständig des Antisemitismus beschuldigt wird, dem darf auch mal der Gaul durchgehen, um seine große Sympathie für Israel auszudrücken. Warum stellt man die vielfältigen und ausgezeichneten Kontakte mit Israel nur verschämt zur Schau. Diese Kontakte werden von der Bundeswehr (siehe intensive Kontakte der GSG 9 mit dem israelischen Pendant), der Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und auch im privaten Bereich gepflegt. Wenn die arabischen Staaten Frieden wollten, sie hätten ihn schon längst.
Rudolf the rednosed Rentier sagt:

20. Mai 2021 um 17:43 Uhr

Schockierend! Ich verstehe Lucassens Bedürfnis, dem Verbündeten Glück zu wünschen! Das ist doch ganz normal! Wo ist das Problem?
Ach ja, er ist Mitglied der AfD. Na dann ist natürlich alles was er sagt total Nazi! Hatte ich vergessen.
1. Christian_Steinhart sagt:
  
  20. Mai 2021 um 22:28 Uhr
  
  Da er AFDler ist wird natürlich jedes Wort auf die Goldwaage gelegt und jede unglückliche Formulierung zur schlimmsten Hetze aufgebauscht , wärenddessen wird ähnliches von der Linken Seite verharmlost, heruntergespielt und/oder unter den Teppich gekehrt .
Freund_der_Freiheit sagt:

20. Mai 2021 um 15:56 Uhr

Man sollte nie vergessen, worum es Terroristen geht. Die Führer der Hamas wollen nicht primär israelische Zivilisten töten, das ist lediglich Mittel zum Zweck. Den Terroristen geht es um das Provozieren übertriebener Gegenmaßnahmen, die eine Solidarisierung mit den Terroristen bzw. ihren Zielen bewirkt. Und da zeigen sich die Anschläge durchaus erfolgreich. Weniger in den Schlägen der IDF, sofern sie wirklich gezielt erfolgen. Und hier können Solidaritätsbekundungen mit Israel durchaus hilfreich sein, weil sie den Zielen der Terrorführer entgegen laufen und Israel in der Opferrolle zeigen, die die Palästinenser für sich beanspruchen.
Aber die Aufnahmen eines israelischen Mobs, der das Auto eines arabischen Fahrers in Israel zerstört, den Fahrer aus den Wagen zieht, brutalst und andauernd zusammenschlägt, vielleicht tötet (?) sind genau das, was die Hamas will. Hier ist bei aller notwendigen Entschlossenheit der israelischen Politiker ein unglaubliches Maß an Klugheit und Besonnenheit der Israelis gefordert.
1. Rudolf the rednosed Rentier sagt:
  
  20. Mai 2021 um 17:53 Uhr
  
  Deswegen bauen die Terroristen ihre Stellungen ja auch vorzugsweise in Wohngebieten, Schulen und Krankenhäusern auf. Was soll man da machen? Die Stellungen nicht ausschalten, weil man keine Zivilisten gefährden will? Das ist Erpessung! Die Islamisten reden doch nur deswegen immer soviel von Ehre, weil sie gar nicht wissen, was das eigentlich ist!
Eckberger sagt:

20. Mai 2021 um 13:42 Uhr

Als die USA mit allen militärischen Mittel den Terroristen Osama bin Laden suchten und auschalteten, war die Zufriedenheit über diesen Erfolg doch auch einhellig über alle Parteien.
….
Und um einen bekannten Blogger zu zitieren: Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so ank…. , sondern die doppelten.
1. Joachim Reuter sagt:
  
  20. Mai 2021 um 14:59 Uhr
  
  Ergänzug dazu:
  
  Merkel hat damals gegenüber den USA geäußert: „Ich freue mich, daß es den US-Streitkräften gerlungen ist, den Terroristen Ben Laden zu töten.“
Ehrlich sagt:

20. Mai 2021 um 13:37 Uhr

Clever inszeniert. Trotzdem TEILE ich die Kritik an Lucassens Wortwahl. „Gute Jagd und fette Beute“ sind angesichts des furchtbaren Leids, das die ZIVILBEVÖLKERUNG in diesen Tagen AUF BEIDEN SEITEN durchzumachen hat, unpassend. Ebenfalls unpassend ist im Übrigen die ewige völlig undifferenzierte Glorifizierung der israelischen Politik an sich.
Grenzverletzer sagt:

20. Mai 2021 um 12:34 Uhr

Als die Fregatte Karlsruhe am Horn von Afrika in den Begleitschutz gegen die Piraterie verabschiedet wurde, geschah die genau mit diesen soldatischen Worten. Was soll also die linke Echauffage?
Dieter_Lanze sagt:

20. Mai 2021 um 12:16 Uhr

“ … nach den Terrorführern der Hamas eine gute Jagd und fette Beute.“
Also das, finde ich, ist ja wohl total daneben. Sorry, aber so redet man nicht als Abgeordneter welcher Partei auch immer im Dt. Bundestag. Damit rechtfertige ich keinen Terror, aber die Gründe des nicht enden wollenden Konflikts sind derart komplex, daß sich eine solche simple und einseitige Sicht mit solcher Aussage verbietet – das mag vielleicht am Stammtisch gehen, aber nicht im Dt. Bundestag.
Und die Länder, allen voran England und Frankreich, die an dem Schlamassel eine gehörige Portion Mitschuld tragen, weil sie vor etwas mehr als 100 Jahren mit ihrer willkürlichen Grenzziehung quer durch die Ethnien die Lunte für diesen nie endenden Krieg gelegt haben, halten sich bis heute fein raus.
Die Gründung des Staats Israel auf UNO-Beschluss war dann der Rest, der fehlte, um diese explosive Mischung herzustellen, deren Treibsatz noch die radikalen Religionsfanatiker auf beiden Seiten sind. Für die Kollateralschäden in Form von Migration ist dann gern wieder Deutschland zuständig.
1. Helleon sagt:
  
  20. Mai 2021 um 13:59 Uhr
  
  Ihren Ausführungen kann ich weitgehend folgen. Sie sollten aber nicht die aus ideologischen Gründen Überempfinlichkeit der linken Kräfte (bis in die CDU) unterstützen. Kernige Worte sollten schon mal erlaubt sein, auch wenn man es zurückhaltender ausdrücken kann oder als Abg sollte. Mit ihrem letzten Absatz haben Sie zwar nicht im Sinne von Kausalität Unrecht. Dennoch überwiegt, das die Gründung des Staates Israel an alter Stätte eine historische und moralische Notwendigkeit war, die gerade für Deutsche zu unterstützen war und ist. Man könnte aus Ihren Formulierungen die Bestreitung des Existenzrechtes Israel herauslesen und das werden Sie doch wohl nicht gemeint haben? Sie solltes es klarstellen. In die Kompliziertheit der damaligen Besiedlung, deren Art und Struktur unter Berücksichtigung der brit. Politik möchte ich mich hier heraushalten. Klar scheint mir aber, daß die Araber die „Palästinenser“ als Mittel der Politik gegen Israel mißbraucht haben und mißbrauchen , Genug Platz jedenfalls war und ist auf den Gebieten der muslim. Staaten vorhanden.
2. Freund_der_Freiheit sagt:
  
  20. Mai 2021 um 15:24 Uhr
  
  Es war provokant formuliert, aber insbesondere mit der Forderung nach namentlicher Abstimmung ein kluger Schachzug, da nun eine Entscheidung statt Geschwafel gefordert ist. Natürlich sind die zivilen Opfer beider Seiten tragisch. Man darf jedoch nicht vergessen, daß die Hamas den ersten Angriff durchgeführt hat, die IDF insofern einen Gegenangriff durchführt, der unvermeidlich sein dürfte, solange die Palästinenser und die Nachbarländer die Hamas nicht selbst in den Griff bekommen. Und ja, die Staatsgründung Israels hat viel Leid verursacht, aber die Geschichte begann nicht mir der Staatsgründung. Und nach 70 Jahren muß man einfach akzeptieren, daß der Staat Israel existiert. Jede Infragestellung zementiert und intensiviert den Krieg. Dies ist aber offensichtlich im Interesse der Mehrzahl der arabischen Länder, weil eine willkommene Ablenkung vom eigenen Versagen – so wie ja auch bei uns die wesentlichen Probleme mit Scheinproblemen verborgen werden sollen. Eine Problemlösung ohne Leid ist realistischerweise nicht denkbar. Das müssen alle Beteiligten akzeptieren und danach handeln. Oder akzeptieren daß das Leid noch größer wird.
  1. Thrasistomos sagt:
    
    20. Mai 2021 um 17:50 Uhr
    
    Hier das Ergebnis:
    https://www.bundestag.de/parlament/plenum/abstimmung/abstimmung/?id=741
    
    Naja, es ging da immerhin nicht um Nahost. Insofern kann man die Bemerkung als überflüssig ansehen, sollte sie jetzt aber auch nicht überwerten.
Gottfried Hermann Spieth sagt:

20. Mai 2021 um 12:11 Uhr

So weit ist also gekommen. Ein herausragendes Mitglied der Bundestages, noch dazu aus jener Partei, die deutsche Traditionen hochhält, erklärt militärpolitische Solidarität mit einer der beiden nahöstlichen Konfliktparteien. Lucassen tut dies nicht nur auf der sachlich-diplomatischen Ebene (wie es etwa die Kanzlerin tut), sondern auf so herzlich-kameradschaftliche Weise, wie das unter Bündnispartnern üblich ist. Nimmt Herr Lucassen das Wort seines Fraktionsschefs Gauland, Deutsche sollten im Notfall „für Israel sterben“, wirklich wörtlich? Wie töricht muss man denn sein, so etwas zu sagen und noch zu verstärken? Weiss Herr Lucassen, was das bedeutet? Gilt das auch im Falle einer atomaren Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran? Wobei hinter dem Iran Russen und Chinesen stehen! Sind wir dafür gerüstet? Sind unsere deutschen Interessen mit denen des jüdischen Staates wirklich deckungsgleich? Was Herr Lucassen macht, ist wie jener Blankoscheck, von Kaiser Wilhelm ausgestellt an Kaiser Franz Josef – mit den bekannten Folgen einer Bündnisautomatik, die den WK I ausgelöst hat. Sind wir mit dem Staat Israel wirklich in Nibelungentreue verbunden? Ich kann das nicht glauben.
1. Dieter_Lanze sagt:
  
  20. Mai 2021 um 12:55 Uhr
  
  Liebe Johanna Spieth,
  danke für die klaren und deutlichen Worte.
  Ihre Fragen nach der Interessenlage will ich mal so beantworten: wir werden seit 1918 und bis heute fortdauernd nicht mehr gefragt, wie unsere Interessen sind. Die werden in Washington, London und Paris festgelegt – leider begreift der überwiegende Teil des deutschen Michel das nicht, oder will es nicht begreifen. Seehofer, Gysi und Schäuble haben das ja mehr oder weniger verklausuliert bestätigt. Souveränität sieht anders aus.
2. usalloch sagt:
  
  20. Mai 2021 um 13:19 Uhr
  
  „Wobei hinter dem Iran Russen und Chinesen stehen!“ Das glauben Sie doch nicht wirklich. Russland mit
  relativ wichtigen und finanziell potenten Bürgern sowie guten Kontakten zu Israel , wird sich hüten zu einem Problem das schon 2000 Jahre besteht, einseitig Stellung zu beziehen. Was die Chinesen anbelangt, wissen sie das der gesamte Westen eindeutig auf Seiten Israel steht wenn es an das sogenannte „Eingemachte“ geht. Alle machen Politik mit Hirn, nicht mit dem Bauch. Deutschland ist nicht im Spiel.
  1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
    
    20. Mai 2021 um 16:17 Uhr
    
    Lieber Herr Usalloch, da wäre ich mir nicht so sicher, wie Russland und China im Zweifelsfall entscheiden. Jedenfalls visieren beide ein Bündnis mit dem Iran an – ob uns im Westen das nun passt oder nicht. Und ich würde, wenn ich was in Berlin zu sagen hätte, für Deutschland die Option auf Neutralität offenhalten. Der Westen ist auf dem absteigenden Ast, das sieht jeder. Ein sinkendes Schiff – das noch nicht mal unser eigenes ist, sondern auf das wir mit den beiden verlorenen Weltkriegen zwangsweise besteigen mussten – zu verlassen, oder zumindest die Option aufs Verlassen offenhalten, ist gute Bürgerpflicht.
    1. usalloch sagt:
      
      20. Mai 2021 um 18:00 Uhr
      
      Das Bündnis mit dem Iran gehört zum großen Game. Der Iran als altes Kulturland wird sich aus eigener schlechter Erfahrung, siehe `Großbritannien und USA, auf keinen Fall jemals wieder an eine Großmacht binden. Was die Neutralität angeht, sollte das jemals in Betracht gezogen werden, wird es das deutsche “Buntland”zerreißen. Die deutsche Politik, die schon lange nur noch rum wurstelt ,
      sieht die Erlösung nur noch in Brüssel. Man sieht es schon daran, das die meisten Politiker der Bundesregierung längst resigniert haben. Sie sind wahrscheinlich froh, das sie das sich abzeichnende Drama nicht mehr in einer neuen Regierung mit verantworten müssen.
      1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
        
        21. Mai 2021 um 12:21 Uhr
        
        Lieber Herr Usalloch, Neutralität wäre für uns Deutsche eine moralische Pflicht gegenüber unserer Geschichte, und zwar von den Staufern über die Habsburger und Hohenzoller, das dritte Reich und die beiden deutschen Staaten samt darauffolgender Wiedervereinigung von Kerndeutschland. Es geht nicht nur um eine aktuell immer noch ratsame oder vernünftige Westbindung allein. Die Zeiten ändern sich. Der Gesamthorizont unserer Geschichte verpflichtet uns, ein Kräfteparallelogramm einzuhalten und auszupendeln, das sich im Spannungsverhältnis zwischen uns umgebenden Klein- und Großstaaten ergibt.
3. Helleon sagt:
  
  20. Mai 2021 um 14:01 Uhr
  
  Hängen Sie nicht so maßlos hoch auf!
4. Zefixunsglangds sagt:
  
  20. Mai 2021 um 14:12 Uhr
  
  Den Blankoscheck hatte bereits unsere tolle Bundeskanzlerin ausgestellt. Herr Luccassen hat ihn nur noch bekräftigt. Wenn man sich in der internationalen Presse informiert und sieht mit welchem Kriegsgerät die Terrororganisation Hamas ( moderne Raketenwerfer ) Israel angreift und daran denkt, daß dieses Kriegsgerät vielleicht mit deutschem Geld bezahlt wurde, dann sollte sich die heuchlerische Empörung, nach meiner Meinung, gegen ganz andere Leute richten. Wenn man diese tobenden Judenfeinde ( die laut Herrn Weber ein Produkt der AFD sind ) auf deutschen Straßen sieht, sich vorstellt in welcher Angst um Leib und Leben sich unsere jüdischen Mitbürger befinden müssen, dann empfinde ich jedes Wort, das nicht die Sache der Palestinenser, sondern die Aggression der Hamas unterstützt, als pures, heuchlerisches Gutmenschentum. Die sachlich-diplomatische Ebene, der Kanzlerin ist typsch deutsch, ein paar lapitare Worte aus Angst vor dem Mob auf der Straße. Fr. Merkel hat nach meiner Meinung schon immer nach dem Motto gehandelt :“ Ich sag nicht so oder so, dann kann auch keiner sagen, ich hätt so oder so gesagt. „
  1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
    
    20. Mai 2021 um 16:37 Uhr
    
    DIE perfekt hochgerüstete Macht im Nahen Osten (die sich alle Optionen, auch die atomare, offenhält, bis zur Extrem-Operation „Samson“) ist Israel. Kann man ja gut finden, dass das jüdische Volk – nach fast zweitausend Jahren Exil, erzwungener Wanderung, teilweiser Verfolgung – endlich seinen Platz gefunden hat und diesen mit Klauen und Zähnen verteidigt. Würde ich auch machen, wäre ich Angehöriger dieses Volkes. Aber dass nun andere – besonders westliche – Völker sich mit diesem einen Volk in einer Weise solidarisieren, die an Blutsbruderschaft grenzt – das will nicht in meinen Kopf. Warum ist das so? Die ersten beiden deutschen Politikergenerationen nach WK II haben hier noch vorsichtig taktiert, die aus der BRD mehr Richtung Israel, die aus der DDR mehr Richtung Araber. Seit der Wiedervereinigung aber laufen die gesamtdeutsch tonangebenden Kreise mit fliegenden Fahnen zu Israel über. Wie ist das möglich? WK II liegt 80 Jahre zurück. Das moralische Argument, aus damaligen Verfehlungen herrührend und uns zu einseitiger Positionierung zwingend, sollte eigentlich nicht mehr greifen – tut es aber doch. Ein in der Weltgeschichte einzigartiger Vorgang. Den ich hinterfrage.
    1. Ehrlich sagt:
      
      21. Mai 2021 um 10:42 Uhr
      
      Sehr geehrte Frau Spieth, wie Sie sich denken können, achte ich normalerweise Ihre Kommentare sehr. Dass Sie aber hier den industriellen durch Nazi-Deutschland an den Juden begangen Völkermord als „Verfehlung“ bezeichnen, versetzt mich einigermaßen in Schockstarre. Auch bei Ihrer Aufzählung, was Juden in ihrer Geschichte erlebt haben, ist nur die Rede von „teilweise Verfolgung“. Die vielen Pogrome bis hin zur geplanten und in großem Maße bereits vollendeten Ausrottung der Juden in Europa durch die Nationalsozialisten werden von Ihnen mit keiner Silbe erwähnt. DAS GEHT SO NICHT!
      1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
        
        21. Mai 2021 um 16:35 Uhr
        
        Lieber Herr Ehrlich, Ihr Kommentar zu meinem Kommentar hat mich betroffen und nachdenklich gemacht. Sie kritisieren, dass ich wesentliche Teile der Geschichte ausblende. Zum Verständnis: Es geht mir in erster LInie um eine militär- und bündnispolitische Debatte, nicht um Gedenkkultur. Ich gehe in meiner Argumentation von den eher positiven und dynamischen Aspekten der jüdischen Geschichte aus, die in einer militärpolitischen Überlegenheit Israels ausmünden. Muss ich in diesem Zusammenhang auch die schlimmen, schrecklichen Ereignisse der jüdischen Geschichte hervoheben, woraus sich für uns Deutsche eine Bringschuld ergibt? Diese das Gewissen belastenden Zusammenhänge muss man ja wohl nicht immer und jederzeit betonen. Es gibt rationale Kontexte der Diskussion über Nahost-Probleme. Da geht es um Zweck u. Nutzen, dann auch um Nachteile militär- und aussenpolitischer Richtungsentscheidungen. Es gibt aber eine Gesprächsebene, da die Gedenkkultur mit herein kommt. In diesen Kontexten gelten andere und sensiblere Regeln der Kommunikation. Da gebe ich Ihnen recht. Womöglich habe ich die Grenze zwischen dem zweckrationalen und moralpolitischen Bereich nicht einfühlsam genug wahrgenommen.
5. Freund_der_Freiheit sagt:
  
  20. Mai 2021 um 15:43 Uhr
  
  Im Gegenteil. Herr Lucassen hat sich in seiner Rede ausdrücklich für eine grundsätzliche militärische Nicht-Einmischung Deutschlands im Ausland ausgesprochen, und dabei eben die Notwendigkeit der Selbstverteidigungsfähigkeit eines Landes am Beispiel Israels betont. (Die Deutschland ja eben nicht hat)
  1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
    
    20. Mai 2021 um 17:04 Uhr
    
    Gut, wenn er das so gesagt hat mit der Nichteinmischung. Dann passt aber der martialische Schluss seiner Rede nicht zum moderaten Anfang. Oder war das Ganz nur eine Show, um irgendwo Sympathien zu ergattern? Ich vermute, Teile der AfD wollen mit solchen Sprüchen bei den US-Neo-Konservativen andocken und ein festes Bündnis mit denen schmieden, Herr Bannon ist ja meines Wissens immer noch aktiv.
    1. Thrasistomos sagt:
      
      20. Mai 2021 um 17:53 Uhr
      
      Sie haben die Rede also gar nicht angehört? Und dann machen Sie hier so ein wirres Faß auf?
      Auf der Bundestagsseite können Sie sich die Rede anhören, sicher auch auf youtube.
      1. Gottfried Hermann Spieth sagt:
        
        21. Mai 2021 um 5:29 Uhr
        
        Geschätzter Herr Thrasistomos, habe die Rede gefunden. Lucassen ist mittelmäßiger Rhetoriker, etwas zu langsam im Tempo, nicht sehr viel Schwung, macht aber einen fachlich versierten Eindruck. Ein bisschen Humor hat er, dann lächelt er verschmitzt, kommt gleich wieder zur Sache. Ruhig, kompetent, im Habitus eines höheren Beamten. Umso schlimmer dieser abenteuerliche Umfaller, in der extremen Wortwahl gar nicht zu seinem sachlichen Auftreten passend. Er hebt den Kopf, schaut starr übers Publikum hinweg und wünscht dem israelischen Militär „fette Beute“ beim Suchen nach Terroristen. Dazu zeigt er – absichtlich oder nicht? – die Rückseite seines Manuskripts mit dem israelischen Logo. Ich empfinde das als ungebührlich. Dreist. Pure Anbiederung. Diese Parteinahme übertrifft alles, was andere Politiker anderer Parteien an Einseitigkeiten zu diesem Thema äussern. Die Frage drängt sich zwingend auf: Cui bono? Wem nützt das? Den US-Neokonservativen? Als Normalbürger, der das hört, fühle ich mich da in etwas hinein gezogen, wohin ich überhaupt nicht hin will. Die Reaktion des Bundestagspräsidiums war zutreffend. Herr Lucassen hat seine Rüge mit vollem Recht erhalten.
6. Diogenes sagt:
  
  21. Mai 2021 um 15:31 Uhr
  
  „Gauland … Deutsche sollten im Notfall „für Israel sterben“ “
  „Blankoscheck“
  „Nibelungentreue“
  
  Ja … mit den Gelöbnissen ist das so eine Sache. Auch Merkels Deklaration der „Garantie für Israels Sicherheit“ als Staatsraison (18.03.2008), nur eine Sonntagsrede, oder mehr? Was unter Garantie konkret zu verstehen sei hat meiner Kenntnis nach nie einer so genau gesagt. Gelöbnisse erweisen sich immer erst wenn die „Situation da ist“. Alte Fußballweisheit: „Wichtich is aufm Platz“.
  Ein Beispiel unter unzähligen: Italien war mit den Mittelmächten verbündet … bis die Situation da war. Staaten (sofern nicht gerade „in Abschaffung“, wie unsrer) haben keine Freunde, nur Interessen.
  
  Deutsche und Juden Seit-an-Seit an der Front wäre übrigens kein Novum. Gab’s in WK I häufig. Die waren allerdings Bürger desselben Staats.
  
  Was die Sympathie angeht, schwierig … Die Palästinenser betrachten das Land als ihr Eigentum, obwohl es jahrhundertelang den Türken gehörte, dann den Briten. Dann kamen Jüdische Migranten und der Staat Israel „wurde ausgerufen“. Die Araber führten Krieg dagegen. Den sie verloren.
  
  Die Juden andererseits, hat nicht jedes Volk das Recht auf einen Nationalstaat?
FritzH sagt:

20. Mai 2021 um 11:56 Uhr

Im Lateinunterricht lernten wir einst den schönen Spruch ’si tacuisses, philosophus mansisses‘. Das hätte Herr Lucassen beherzigen sollen. Was wollte er mit dieser unnützen Bemerkung eigentlich bewirken ? Zeigen, daß die AfD nicht antisemitisch ist ? Der Schuß ist wohl nach hinten losgegangen wie es scheint.