BERLIN. Das Bundespräsidialamt hat die geplante Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für den Münchner Kardinal Reinhard Marx verteidigt. „Er hat sich für die Aufnahme von Geflüchteten eingesetzt, ist Populismus und Hetze entgegengetreten und hat zur Hilfe für Bedürftige in Deutschland und auf der Welt aufgerufen“, teilte eine Sprecherin des Amtes der Katholischen Nachrichten-Agentur mit.
Gegen die Auszeichnung hatte der Beirat der Mißbrauchsbetroffenen im Erzbistum Köln protestiert. Er warf Marx vor, in seinem früheren Bistum Trier nicht konsequent gegen sexuellen Mißbrauch durch Geistliche vorgegangen zu sein.
Das Präsidialamt verwies darauf, daß Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während der Ehrung der Mißbrauchsaufklärer, Jesuitenpater Klaus Mertes und Matthias Katsch, von der katholischen Kirche gefordert habe, Konsequenzen aus den Fällen zu ziehen. Das Staatsoberhaupt hatte bei dieser Gelegenheit Anfang April betont: „Eine Straftat verlangt Aufklärung. Und sie verlangt strafrechtliche Verfolgung. Es muß verhindert werden, daß derselbe Täter an immer neuen Orten immer neue Opfer findet. Solche Fälle dürfen nie wieder nur als innere Angelegenheiten der betroffenen Institutionen, auch nicht der Kirchen, behandelt werden.“
Marx wirbt für Familiennachzug
Im Januar vergangenen Jahres hatte Marx 50.000 Euro für ein Seenotrettungsschiff des Bündnisses „United4Rescue“ gespendet. Das Geld stamme aus Mitteln des Erzbistums, die dem Kardinal aus dem Haushalt zur Verfügung stünden, sagte ein Bistumssprecher damals.
Bereits 2017 hatte sich Marx für den Familiennachzug von Flüchtlingen ausgesprochen. Wer in Deutschland geduldet sei, müsse seine engsten Familienangehörigen zu sich holen können. Zugleich lehnte er eine Obergrenze für Asylbewerber ab. (ag)