KASSEL. Linksextreme haben sich zu dem Anschlag auf das Ehrenmal im Kasseler Auepark bekannt, das unter anderem an die Wehrmachtsdivision „Großdeutschland“ erinnert. „Zu der direkten Aktion haben wir uns gezwungen gesehen, da die Stadt Kassel nicht nur eine Gedenkstätte für Faschisten und Mörder aufrecht erhält, sondern diese sogar noch renoviert. Gerade vor dem Hintergrund des Erstarkens der neuen Rechten und ihrem verschwörungstheoretischen Beifang ist es umso wichtiger, der Geschichte zu gedenken“, heißt es in einem Bekennerschreiben, das auf dem linksextremen Szeneportal „Indymedia“ veröffentlich wurde.
Die Täter hatten das Denkmal bereits Mitte September mit Gipsmasse beschmiert und Parolen wie „Deutschland muß sterben, damit wir leben können“ angebracht, berichtete die Hessische Niedersächsische Allgemeine. Der Schaden belaufe sich auf rund 30.000 Euro. In den vergangenen sechs Jahren war die Anlage für 3,3 Millionen Euro saniert worden.
Der Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), Martin Eberle, äußerte gegenüber dem Blatt, er habe in gewisser Weise Verständnis für das Ansinnen der Täter. Allerdings ärgere ihn, daß die Verantwortlichen das Ehrenmal beschädigten, bevor es fertig saniert worden sei. Denn es würden noch Schilder angebracht werden, die das Denkmal kommentieren sollen. Das Ehrenmal sei eine „heikle Sache“, betonte er.
Denkmal erinnert auch an Deserteure
MHK-Sprecherin Lena Pralle sagte der JUNGEN FREIHEIT am Donnerstag, auf den Tafeln werde die Geschichte des Denkmals vermittelt. Errichtet nach dem Ersten Weltkrieg habe es zunächst als Platz der Trauer gedient und nicht, um die Soldaten zu ehren. Es handele sich um einen „kritischen Ort“.
Die Anlage in der Karlsaue wurde während des 20. Jahrhunderts mehrmals erweitert. Neben der Tafel für die Division „Großdeutschland“ erinnert seit 1985 eine Gedenktafel zudem an Deserteure.
Die Division „Großdeutschland“ war während des Zweiten Weltkriegs seit dem Frankreichfeldzug 1940 im Einsatz. Sie kämpfte unter andere auf dem Balkan und in der Sowjetunion. Sie soll an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein. Soldatendenkmäler und Mahnmale für die deutschen Opfer des Bombenkrieges werden immer wieder zum Ziel von Farbanschlägen. (ag)