ROM. Wegen des anhaltenden Zustroms von Asylsuchenden über das Mittelmeer hat die italienische Regierung drei weitere Quarantäne-Schiffe bereitgestellt. Zuvor waren innerhalb von wenigen Tagen auf Sizilien rund 1.100 Migranten angekommen, berichtete die italienische Tageszeitung Il Giornale. Nun stünden fünf Quarantäneschiffe bereit.
Das Innenministerium in Rom teilte am Sonntag abend mit, auf der Insel Lampedusa sei eine gravierende Situation entstanden. Das Aufnahmelager in Lampedusa sei schon vorher überfüllt gewesen, nun befänden etwa sich 1.500 Einwanderer in der für hundert Plätzen ausgelegten Unterkunft.
Unterdessen steigt die Zahl der Migranten auf dem deutschen Hilfsschiff Sea-Watch 4 weiter an. Mittlerweile befänden sich rund 350 Personen an Bord, teilte Sea-Watch mit. Zuvor hatte das vom britischen Streetart-Künstler Banksy finanzierte Schiff Louise Michel 150 Migranten aufgenommen und sie anschließend der Sea-Watch 4 übergeben.
Sea-Watch will in europäischen Hafen
Die Sprecherin der Sea-Watch 4, die unter anderem aus Spendengeldern der Evangelischen Kirche in Deutschland finanziert wird, sagte dem Evangelischen Pressedienst, daß die Besatzung und die Migranten an Bord völlig erschöpft seien. „Jetzt sind wir auf See gestrandet. Wir werden dafür bestraft, daß wir die Lücke gefüllt haben, welche die EU-Regierungen an der tödlichsten Seegrenze der Welt hinterlassen haben.“ Auf Twitter teilte die Organisation mit, sie suche einen „sicheren Hafen“ für „unsere Gäste“.
Unsere Gäste sind nun schon seit Tagen auf See, das @MSF_Sea-Team behandelt derzeit viele Patient*innen wegen Dehydrierung, traumatischen Verletzungen, Unterkühlung und Treibstoffverbrennungen.
Die 353 Menschen an Bord der #SeaWatch4 brauchen einen sicheren Hafen, jetzt! pic.twitter.com/BRp4GMM2U7— Sea-Watch (@seawatchcrew) August 30, 2020
Ende Mai hatten Bewohner auf Lampedusa für die Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung demonstriert. „Es ist absurd, daß es Migranten trotz mehrerer Radargeräte und zahlreicher Patrouillenboote gelingt, unbemerkt in den Hafen einzudringen“, sagte ein Sprecher der Protestgruppe damals. Während die Touristen wegen des Coronavirus fernblieben, kämen die Asylsuchenden weiterhin. (ls)