WIESBADEN. Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) können über die Browser-Funktion des Kurznachrichtendiensts WhatsApp Unterhaltungen der Nutzer mitlesen und auf deren Kontakte zugreifen. „Das BKA verfügt über eine Methode, die es ermöglichen kann, Text-, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit nachzuvollziehen“, heißt es laut dem Bayrischen Rundfunk in einem internen Schreiben der Polizeibehörde.
Bislang gab das BKA an, nur mit sehr großem Aufwand, etwa durch den Einsatz von Spionagesoftwares, auf Nachrichten von Verdächtigen zugreifen zu können. Da die Anbieter der Kommunikationsdienste den Behörden das Mitlesen nicht erlaubten, seien sie auf Spähprogramme angewiesen.
Laut Bayrischem Rundfunk und WDR ist das BKA jedoch schon seit einigen Jahren in der Lage, die Kommunikation über WhatsApp zu überwachen, ohne dafür eine Software auf dem Smartphone der Zielperson installieren zu müssen. Dafür nutzten die Ermittler „WhatsApp-Web“, die Internet-Steuerung des Kurznachrichtendiensts. Sie müßten lediglich einen Augenblick Zugriff aus das entsprechende Mobiltelefon haben, um die Daten von dem Gerät auf den Computer zu synchronisieren.
Verfassungsschutz soll Spionageprogramme nutzen dürfen
Auf eine Anfrage des Bayrischen Rundfunks antwortete das BKA, daß man „zu technischen beziehungsweise operativen Ermittlungsfähigkeiten beispielsweise im Bereich der informationstechnischen Überwachung, grundsätzlich keine detaillierten öffentlichen Auskünfte“ erteile.
Seit der Reform der Strafprozeßordnung 2017 ist es BKA und Bundespolizei gestattet, eine staatliche Spionagesoftware, den sogenannten „Staatstrojaner“, auch für die Strafverfolgung außerhalb der Terrorabwehr einzusetzen. Ähnliche Befugnisse soll auch der Bundesverfassungsschutz erhalten. (zit)