BERLIN. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, Michael Hüther, hat schärfere Maßnahmen gegen Personen gefordert, die in der Corona-Pandemie willentlich die Schädigung anderer in Kauf nehmen. Eine Impfpflicht kollidiere mit mehreren Grundrechten und auch Strafgelder oder der Zugang zum öffentlichen Leben ausschließlich mit einem Impfausweis seien heikel, schrieb Hüther in einem Gastkommentar für das Handelsblatt.
„Zu prüfen wäre daher, ob Impfverweigerer (ohne medizinische Indikation) wegen der aus ihrem Verhalten resultierenden externen Effekte dadurch sanktioniert werden können, daß bei ihnen kein Versicherungsschutz im Falle einer Covid-19-Erkrankung besteht.“ Weil diese Personen das Risiko einer Erkrankung offenkundig geringschätzten, „ist für sie die subjektiv erachtete Eintrittswahrscheinlichkeit niedrig, der finanzielle Schaden bei Eintritt aber groß, was Anreizwirkungen haben sollte“.
„Schwierige Zeiten gebieten unangenehme Fragen“
Impfgegner würden somit nicht aus dem Gesundheitsschutz herausgenommen, sondern lediglich aus der solidarischen Finanzierung. „Natürlich, das geht erst einmal nur in der gesetzlichen Krankenversicherung. Und ja, es ist eine teilweise Abkehr des Solidarprinzips. Dem steht aber das Schutzinteresse der Solidargemeinschaft vor übergebührlicher Inanspruchnahme entgegen.“
Die aktuelle Debatte mache deutlich, wie sehr die Corona-Pandemie ethische Dilemmata aufwerfe. „Doch schwierige Zeiten gebieten unangenehme Fragen.“ Auch wenn in der „saturierten Wohlstandsgesellschaft“ solche Konflikte ungewohnt seien, sei dies die „unausweichliche Lektion dieser Pandemie“. (ls)