BERLIN. Der frühere Arbeitsminister von Rheinland-Pfalz, Florian Gerster (FDP), hat die Sozialdemokraten vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit gewarnt. „Ich fürchte, die SPD wird sich nicht einmal mehr in einer komfortablen Zehn-Prozent-Region einrichten können“, sagte er mit Blick auf die neue SPD-Spitze dem Spiegel. Die Partei sei nicht mehr reformierbar. Gerster hatte die SPD nach über 50 Jahren verlassen und war der FDP beigetreten.
Der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit warf seinen ehemaligen Parteifreunden vor, den Kontakt zur Bevölkerung verloren zu haben. „Die SPD ist in Gefahr, zu einer Sekte zu werden. Noch stärker dürfte sie eine strukturkonservative Partei werden, die nur noch für bestimmte, aus ihrer Sicht gefährdete Milieus da ist, aber nicht mehr für die Mitte der Gesellschaft, für die Facharbeiter, die Aufstiegswilligen und -fähigen.“
SPD schafft es nicht, moderne Partei der Arbeit zu werden
Sein Parteiwechsel sei das Resultat eines schleichenden Entfremdungsprozesses gewesen. Ihm sei schon während des Bundestagswahlkampfs 2005 unter dem damaligen Regierungschef Gerhard Schröder (SPD) klargeworden, daß die Partei es nicht schaffe, „eine moderne Partei der Arbeit zu werden“.
Bei seinem Eintritt 1966 sei die SPD eine optimistische Partei gewesen, „nicht zu vergleichen mit heute“. Daher habe er keinen Sinn mehr darin erkennen können, länger in ihr zu verbleiben. (ag)