BERLIN. Die AfD hat Pläne des Bundesverteidigungsministeriums kritisiert, weibliche Dienstgrade bei der Bundeswehr einzuführen. „Man könnte meinen, daß es sich um Satire handelt. Leider weiß ich aber, daß das Bundesverteidigungsministerium es ernst meint. Das ist pure Ideologie“, teilte der AfD-Obmann im Verteidigungsausschuß, Rüdiger Lucassen, mit. „Die Wirklichkeit sieht anders aus: Keiner will es, niemandem nützt es und trotzdem wird es gemacht. Der Schaden für das innere Gefüge der Bundeswehr wird täglich größer.“
Der AfD-Abgeordnete Jan Nolte, der ebenfalls im Verteidigungsausschuß im Bundestag ist, spottete: „Im Ministerium der Kramp-Karrenbäuerin geht man endlich die ganz wichtigen Dinge an.“ Hintergrund ist die geplante Einführung von weiblichen Dienstgraden wie „Feldwebelin“, „Bootsfrau“ und „Obersleutnantin“ geben. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) werde in der kommenden Woche über einen entsprechenden Antrag entscheiden, berichtete die Welt unter Berufung auf ein Gesprächsprotokoll, das unter anderem von Staatssekretär Gerd Hoofe abgesegnet wurde.
Bislang wird bei weiblichem Personal die Anrede „Frau“ vor dem Dienstgrad genannt. Jedoch soll es demnach keine „Hauptfrau“ oder „Oberstin“ geben. Hintergrund der Reformpläne sei, knapp 20 Jahre nach der Öffnung der Armee für Frauen, die Gleichstellung der Geschlechter auch in dieser Form zum Ausdruck zu bringen. Zudem erleichterten weibliche Dienstgrade die Rekrutierung von Frauen.
Kritik auch von Union und SPD
Die Pläne stoßen jedoch nicht nur auf Zustimmung in der Truppe. So ergab eine Umfrage vor zwei Jahren, daß eine Mehrheit der Frauen in der Bundeswehr weibliche Dienstgrade ablehnte.
Kritik kommt auch aus den Regierungsparteien. So äußerte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Henning Otte (CDU), gegenüber der Bild-Zeitung: „An der Truppe vorbei! Wir brauchen einsatzbereite Streitkräfte und jetzt keine Diskussion über genderkonforme Dienstgradbezeichnungen von Soldaten – wir haben aktuell Wichtigeres zu tun.“ Der CSU-Verteidigungspolitiker Florian Hahn sagte der FAZ: „Mir scheint das ein Produkt aus der Selbstbeschäftigungstheraphie der Gleichstellungsstelle zu sein.“
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller, die Mitglied im Verteidigungsausschuß ist, erklärte: „Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, sodaß sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“
Auch FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann mahnte laut Welt, es sei ihr völlig egal, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe. „Ich glaube aber, daß die Bundeswehr andere Sorgen hat.“ (ls/ag)