BERLIN. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post hat mit einer Protestaktion gegen den Sportartikelhersteller Adidas für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Post veröffentlichte auf seinen Social-Media-Kanälen ein Video, in dem er ein Adidas-Hemd verbrennt.
„Ich bin der Meinung, daß wir unser Gesetz nicht dafür beschlossen haben, daß sich Dax-Konzerne schadlos halten. Auch teilweise einseitig die Kosten der Coronakrise an kleineren Vermietern abzuwälzen, ist unsolidarisch“, sagt der Münchner SPD-Abgeordnete in dem Clip. „Daher bin ich der Meinung, daß man sein Konsumverhalten speziell für die Zeit nach der Krise überdenken sollte. Ich werde keine Adidas-Sachen mehr tragen. Aus diesem Grund möchte ich ein Zeichen setzen.“
Ich kaufe keine adidas-Produkte mehr! Auch Vereine sollten überlegen, wer ihr Sponsoring-Partner künftig und gerade nach der Corona-Krise sein sollte. Hier handelt es sich übrigens um ein altes Polo-Shirt, für die Kleiderspende völlig ungeeignet. #adidas #covid_19 pic.twitter.com/nzpxzneuEd
— Florian Post (@FlorianPost) March 28, 2020
Auf Twitter und Instagram reagierten Hunderte Nutzer mit Kritik und Hohn auf Posts Video. Hintergrund von Posts Aktion ist die Ankündigung mehrerer großer Handelsunternehmen, die Mietzahlungen für ihre Filialen in Deutschland wegen der staatlich angeordneten Ladenschließungen vorerst auszusetzen. Neben Adidas sprachen etwa auch H&M, Puma sowie Deichmann von präventiven Maßnahmen, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu erhalten.
Auch Lambrecht, Scholz und Barley kritisieren Adidas
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) zeigte sich empört über die Ankündigungen. „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, teilte Lambrecht am Wochenende mit. „Mieter müssen selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden.“
Die Bundesregierung hatte zuvor ein Gesetz beschlossen, wodurch Vermietern untersagt wird, Mietern zu kündigen, falls diese wegen der Coronakrise in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sind. Immobilien- und Vermieterverbände hatten vor einem Mißbrauch der Regelung gewarnt. Auch die AfD hatte auf Mängel in dem Gesetz hingewiesen.
Das hier waren übrigens die letzten @adidas , die wir gekauft haben. Als globaler Konzern mit 3,2 Milliarden Gewinn 2019 eine Schutzvorschrift für MieterInnen in Existenznot auszunutzen, ist schäbig. #coronavirus
@BMJV_Bund pic.twitter.com/0OoKHvFZxO— Katarina Barley (@katarinabarley) March 28, 2020
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte der Bild am Sonntag, es sei irritierend, „wenn große Unternehmen einfach so einen Mietzahlungsstopp verkünden. Jetzt ist die Zeit der Kooperation“. Die EU-Abgeordnete Katarina Barley (SPD) schrieb auf Twitter: „Als globaler Konzern mit 3,2 Milliarden Gewinn 2019 eine Schutzvorschrift für MieterInnen in Existenznot auszunutzen, ist schäbig.“ Dazu veröffentlichte sie ein Foto von sich in Adidas-Schuhen und betonte: „Das hier waren übrigens die letzten Adidas.“
Konzern will Privatvermietern zahlen
Der Konzern kündigte unterdessen an, privaten Vermietern ihrer Geschäftsräume fristgerecht die Miete zu überweisen. Bei den restlichen Läden gehe es um Objekte von Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds, die „für diese Maßnahme überwiegend Verständnis gezeigt“ hätten, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted der FAZ.
„Wir sind uns unserer Verantwortung durchaus bewußt“, ergänzte Rorsted. Er verspreche, daß Adidas sämtliche Mieten nachzahlen werde. Anbieter von Gewerbeimmobilien hätten freiwillig angeboten, die Miete für die nächsten drei Monate zu stunden, da die Ladenobjekte derzeit nicht öffnen dürfen, erläuterte Rorsted. (ls)