BERLIN. Thüringens ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat den Kirchen vorgeworfen, in der Corona-Krise ihre Pflicht gegenüber den Gläubigen vernachlässigt zu haben. Sie hätten in der schweren Zeit Hunderttausende Menschen alleingelassen, darunter Alte, Kranke und Sterbende. „Wo war da das Wort der Kirchen?“, kritisierte sie in der Welt.
Es sei nicht zwingend notwendig gewesen, die Gotteshäuser zu schließen. Auch wenn die Kirche dabei staatliche Maßnahmen umgesetzt habe, sei sie keine „zivilgesellschaftliche Organisation“, sondern den Menschen verpflichtet. „Sie meldet sich bei gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen immer zu Wort. Aber in der Corona-Krise war dazu nur Schweigen“, beklagte Lieberknecht.
Maßnahmen waren „unmenschlich“
Für Lieberknecht wäre das seelsorgerische Gespräch unter Berücksichtigung des Mindestabstands durchaus denkbar gewesen, doch selbst dazu sei es oft nicht gekommen. Auch habe wegen der Corona-Bestimmungen keine Aussegnung am Sterbebett stattfinden können. Menschen die Begleitung in den Tod zu verwehren, sei „unmenschlich“ gewesen, betonte sie.
Auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hatte vergangene Woche die Gottesdienstausfälle während des Corona-Lockdowns kritisiert. Die Absagen seien „reine Schikane“ gewesen. Die Kirchen hätten in Kauf genommen, den Eindruck zu erwecken, eine heilige Messe sei verzichtbar. Dabei könne besonders in Krisenzeiten Sinn im Glauben gefunden werden. (zit)