BERLIN. Der Vorstand der AfD-Bundestagsfraktion hat am Montag beschlossen, das Arbeitsverhältnis mit ihrem ehemaligen Pressesprecher Christian Lüth endgültig zu beenden. Begründet wurde die Entscheidung, die laut Informationen der JUNGEN FREIHEIT einstimmig ausfiel, unter anderem mit Äußerungen Lüths in einer TV-Dokumentation.
In dem am heutigen Montag abend ausgestrahlten Film „ProSieben spezial: Deutsch, rechts, radikal“ sagt Lüth laut Zeit Online im Gespräch mit einer YouTuberin: Es sei im Interesse der AfD, wenn noch mehr Migranten kämen. „Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“
Lüth: Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD
Je schlechter es Deutschland gehe, desto besser sei dies für die AfD. „Das ist natürlich scheiße, auch für unsere Kinder. … Aber wahrscheinlich erhält uns das.“ Dies sei mit Fraktionschef Alexander Gauland „lange besprochen“ worden. An anderer Stelle sagt er demnach, Deutschland sei ihm erstmal egal, alles in der AfD sei darauf ausgerichtet, als Partei erfolgreich zu sein. Der Entscheidung im Vorstand vorausgegangen war ein Eilantrag von mehr als 30 AfD-Abgeordneten, Lüth mit sofortiger Wirkung zu entlassen.
Das Treffen zwischen Lüth und der YouTuberin habe am 23. Februar 2020 stattgefunden. Damals war Lüth noch Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Zwei Monate später stellte ihn die Fraktion frei. Zuvor war ein Chat-Gespräch aufgetaucht, in dem sich Lüth als „Faschist“ bezeichnet und geschrieben hatte, er sei stolz auf seine „arische“ Abstammung sowie auf einen Verwandten, der von den Nationalsozialisten als Kriegsheld gefeiert wurde. Lüth war daraufhin beurlaubt worden. Demnächst sollte er wieder eine Stelle in der Fraktion erhalten.
Fraktionschef Gauland: „Äußerungen sind völlig inakzeptabel“
Gauland teilte vor Lüths Entlassung laut der Nachrichtenagentur dpa mit: „Die Herrn Lüth zugeschriebenen Äußerungen sind völlig inakzeptabel und in keiner Weise mit den Zielen und der Politik der AfD und der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag vereinbar.“ Die Behauptung, er habe mit dem ehemaligen Pressesprecher „über diese Themen auch nur gesprochen beziehungsweise ich hätte die Herrn Lüth zugeschriebenen Äußerungen ihm gegenüber sogar gebilligt, ist völlig absurd und frei erfunden“.
Herr Lüth ist kein Mitglied der AfD und seit drei Jahren nicht mehr für die Partei tätig. Er konnte im Februar 2020 nicht für uns als Partei sprechen. Bei der Bewertung seiner von ZEIT ONLINE wiedergegebenen Aussagen kann es wohl keine zwei Meinungen geben.
— Alternative für 🇩🇪 Deutschland (@AfD) September 28, 2020
Die AfD teilte mit, Lüth sei kein Mitglied der AfD mehr. „Er konnte im Februar 2020 nicht für uns als Partei sprechen.“ Seine jetzt diskutierten Äußerungen, „die im direkten Gegensatz zu den freiheitlich-demokratischen Grundsätzen unserer Partei stehen, können der AfD deshalb auf keinen Fall zugerechnet werden“.
Die AfD-Fraktion im hessischen Landtag lobte die Entlassung Lüths. „Rassistische, antisemitische Äußerungen sowie Gewaltfantasien haben in der AfD keinen Platz. Wir sind sehr froh, daß der Vorstand der Bundestagsfraktion schnell gehandelt und Christian Lüth mit sofortiger Wirkung entlassen hat“, teilte die Fraktion mit. (ls)