DÜSSELDORF. In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr als doppelt so viele kriminelle Clans als bislang angenommen. „Wir haben etwa 100 Clans in NRW. Wir zählen für das Lagebild nur Familiennamen, auch wenn sie in verschiedenen Städten vorkommen. Für uns ist ein Name ein Clan“, sagte der leitende Kriminaldirektor beim Landeskriminalamt (LKA), Thomas Jungbluth, der Rheinischen Post.
Im vergangenen November seien die Ermittlungsbehörden noch von rund 50 Clans in dem Bundesland ausgegangen. Derzeit arbeite das LKA in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt an einem Lagebild über die kriminellen Großfamilien. „Es ist so gut wie fertiggestellt.“ Es fehlten noch letzte Abstimmungen, betonte Jungbluth.
Demnach begingen Clanmitglieder in den vergangenen drei Jahren über 14.000 Straftaten. Dabei seien 300 der 6.449 ermittelten Verdächtigen für rund ein Drittel der Taten verantwortlich. Die Ermittler habe der Frauenanteil von 20 Prozent bei den mutmaßlichen Straftätern überrascht.
„Da entsteht eine Paralleljustiz“
Ein Drittel der Vergehen seien Gewalt- und sogenannte Rohheitsdelikte wie Bedrohungen und Körperverletzungen. Ein weiteres Drittel stellten Betrugs- und Eigentumsdelikte dar. Auch der Drogenhandel gehöre zu den Aktivitäten der Clans.
Zu Gewalttaten komme es häufig zwischen den unterschiedlichen Großfamilien. Sie regelten ihre Konflikte nach ihren eigenen Gesetzen. „Da entsteht eine Paralleljustiz, die wir nicht akzeptieren können“, äußerte Jungbluth.
Räumlicher Schwerpunkt der zumeist arabischen Clans seien die Ruhrgebietsstädte Essen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum, Recklinghausen und Dortmund. Doch mittlerweile breiteten sie sich auch in ländlichen Regionen aus. (ag)