BERLIN. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), hat gefordert, durch Quoten für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen. „Durch den Aufstieg von Nationalismus und Populismus sind Fragen von Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit wieder stärker in die Defensive geraten. Umso wichtiger ist es, daß wir jetzt gesetzliche Vorgaben machen“, sagte er im Interview mit der taz.
Das im Brandenburger Landtag verabschiedete Paritätsgesetz lobte Roth. Zugleich warnte er vor dem naiven Glauben, alles werde ohne weitere Maßnahmen besser.
Für die Zukunft regte der Sozialdemokrat an, den EU-Haushalt geschlechtergerecht aufzustellen. Beim sogenannten Gender-Budgeting werde berücksichtigt, wer von Ausgaben stärker profitiere. „Von höheren Ausgaben für die Landwirtschaft profitieren zum Beispiel eher Männer, weil sie in dem Bereich im Durchschnitt stärker vertreten sind. Wenn wir beim Nahverkehr kürzen, trifft das dagegen eher Frauen, weil sie generell die öffentlichen Verkehrsmittel stärker nutzen.“
Diplomatischer Dienst sei „weiblich und bunt“
Viel Bedarf zur Verbesserung gebe es auch im diplomatischen Dienst. Jahrzehntelang habe das Bild des männlichen Diplomaten vorgeherrscht. Dies ändere sich jedoch langsam. „Wir sind inzwischen in der jüngeren Generation gut aufgestellt. Unser Dienst ist da genauso weiblich und bunt wie unsere Gesellschaft.“
Roth betonte, ihm gefalle der politische Kampfbegriff „Feminismus“, weil er nach wie vor manche Männer provoziere. „Feminismus ist für viele Nationalisten und Populisten, aber auch Konservative, ein rotes Tuch. Da werden die richtig aggressiv.“
Roth hatte den UN-Migrationspakt gegen Kritik verteidigt. Vor der Unterzeichnung des Abkommens beklagte er sich über eine populistische Desinformationskampagne. (ag)