Das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen will die Propaganda der radikalislamischen Salafisten auf YouTube bekämpfen. Dazu hat die Behörde am Donnerstag zwei eigene Kanäle auf der Videoplattform gestartet. Während das Angebot „hinter.gründlich“ mit jugendgerecht präsentierten Fakten aufwarten soll, will „Jihadi Fool“ als Komödien-Format den islamistischen Terror in die Schranken weisen.
Innenminister Herbert Reul (CDU) begründete die Wahl des virtuellen Schlachtfeldes YouTube. „Sie können auf diesem Portal Dinge sehen, die junge Menschen dazu bringen sollen, sich von unserer freiheitlichen, demokratischen Art zu leben, abzuwenden. Dem müssen wir uns entgegenstellen. Deshalb entlarven wir die Propaganda der Salafisten mit den stärksten Waffen unserer freiheitlichen Demokratie: Witz, Humor und Fakten.“
Projekt kostet halbe Million Euro
Bis zum Freitag mittag riefen knapp 1.400 Nutzer den Kanal „Jihadifool“ auf, wo vier der geplanten 32 Videos bereits zu sehen sind. Die Kurzfilme lehnen sich an bekannte TV-Formate an und persiflieren islamistische Terroristen, um ihre Handlungen lächerlich zu machen. Jedoch kommen die Videos auch nicht ohne Seitenhiebe auf die deutsche Gesellschaft aus. In einem anderen Clip gibt ein Bombenbauer eine Anleitung zur perfekten Arschbombe im Schwimmbad. Ob Ulk-Filmchen mit klischeebeladenen Figuren wie Islamisten mit Rauschebart und dem deutschen Einwanderungsgegner mit blondem Seitenscheitel bei Jugendlichen ankommen, die kurz vor dem Sprung ins Salafistenmilieu sind, ist fraglich.
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Reul zeigte sich überzeugt vom Erfolg dieser Maßnahme. So erreichten die Sicherheitsbehörden gefährdete Jugendliche. „Ein Verfassungsschutz, der seinen Auftrag zur Prävention ernst nimmt, kann eigentlich nicht darauf verzichten, auf solchen Portalen aktiv zu sein, wir müssen dahin gehen, wo unsere Zielgruppe ist.“ Laut WDR investieren die nordrhein-westfälischen Verfassungsschützer in das auf ein Jahr angelegte Projekt 500.000 Euro.
Maßnahme erinnert an Käßmanns Liebe-Appell
Das ernster aufgemachte Format „hinter.gründlich“ appelliert direkt an Jugendliche. Im ersten von 16 angekündigten Filmen warnt ein Moderator im Stil eines Sozialarbeiters vor der Manipulation durch islamistische Propagandafilme und appelliert an den Zuschauer, kritisch nachzudenken, bevor er unreflektiert die Botschaften der Terrormilitz Islamischer Staat glaube.
Angesichts von 3.100 Salafisten allein in Nordrhein-Westfalen wirkt es sehr optimistisch, deren Zulauf mit Satire-Filmen zu unterbinden. Mit Witz gegen die radikalislamische Gefahr anzukämpfen, erinnert an den Appell der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, man solle islamistischen Terroristen mit Liebe begegnen.