WIESBADEN. Die Polizei in Hessen hat von 2010 bis 2018 insgesamt 18 gewaltsame Übergriffe gegen Verbindungsstudenten registriert. In 15 Fällen stellten die Behörden die Strafverfahren gegen die mutmaßlichen Gewalttäter ein. Zu Verurteilungen zu Geldstrafen kam es in zwei Fällen, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht.
Von 18 Gewalttaten stuften die Sicherheitsbehörden demnach 17 als politisch links motiviert ein. Allein in Marburg kam es zu 14 Attacken auf Verbindungsstudenten. Die meisten Angriffe richteten sich gegen Mitglieder von Burschenschaften. Insgesamt gab es in dem Zeitraum 133 Straftaten gegen Studentenverbindungen, zumeist Sachbeschädigungen.
In seiner Antwort teilte Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) mit, es bestehe die Möglichkeit, daß sich „rechtsextremistische Bestrebungen innerhalb von Burschenschaften herausbilden. Eine Gewaltorientierung ist im Rechtsextremismus weit verbreitet.“ Daher könnten linke Gewalttaten gegen Verbindungsstudenten mit dem Feindbild der Angreifer erklärt werden.
AfD: Linksextreme Gewalt wird schulterzuckend hingenommen
Der wissenschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im hessischen Landtag, Frank Grobe, äußerte sich besorgt. „Linksextreme Gewalt wird in Deutschland häufig bagatellisiert oder sogar als legitim angesehen. Das zeigt sich auch bei der Gewalt gegen Korporationen. Wenn überhaupt Straftaten zur Anzeige gebracht werden, wird ein großer Teil davon eingestellt und bei den wenigen Verurteilungen sind die Strafen alles andere als abschreckend.“
Grobe erinnerte daran, daß Studentenverbindungen schon im 19. Jahrhundert für Demokratie, Versammlungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit stritten und dabei Leib und Leben riskierten. „Und heute lassen wir es zu, daß Gewalt gegen Vertreter dieser deutschen Traditionsvereine und ihre Häuser schulterzuckend hingenommen wird.“
Auch in anderen Bundesländern kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Attacken auf studentische Korporationen. Im Februar 2017 verübten Unbekannte einen Farbanschlag auf ein Verbindungshaus in Greifswald. Ein Brandanschlag auf das Haus eines akademischen Corps in Göttingen sorgte im Frühjahr 2016 für Schlagzeilen. In der niedersächsischen Universitätsstadt kommt es regelmäßig zu gewalttätigen Übergriffen auf Mitglieder von Verbindungen. Die Göttinger CDU sprach in diesem Zusammenhang von „No-Go-Areas“ für Korporierte. Wenige Monate später wurden in Jena mehrere Burschenschafter attackiert. (ag)