HAMBURG. Der Allgemeine Studierendenausschuß (Asta) der Universität Hamburg hat zu einer Demonstration gegen die Vorlesung des ehemaligen AfD-Sprechers Bernd Lucke aufgerufen. „Die Persona Lucke lehnen wir ab, mit dem Verweis, daß er und die AfD ein Extrembeispiel der ideologiegelenkten Wissenschaft darstellt, die fälschlicherweise unter dem Begriff der Wertneutralität propagiert wird“, teilte der Asta auf seiner Facebook-Seite mit.
Unter dem Motto „Lucke lahm legen“ soll am 16. Oktober gegen die Lehrveranstaltung Luckes protestiert werden. Der Wirtschaftswissenschaftler war vor seinem Einzug ins Europaparlament 2014 Dozent an der Hochschule.
Der Erste Vorsitzende des Asta, Karim Kuropka, warf Lucke vor, „einen schlanken Staat, den weiteren Abbau der Sozialsysteme und noch freiere Märkte“ zu fordern. Laut dem Studentengremium habe er außerdem „mit der Gründung der AfD eine Partei geschaffen, mit der heute eine Vielzahl emanzipatorischer Institutionen aus Kunst und Kultur, aber auch den Bildungsbereichen zu kämpfen“ hätten. Daher trage Lucke eine Mitverantwortung für die heutigen gesellschaftlichen Verwerfungen im Land. Ohne weiteres sei eine Rückkehr in den wissenschaftlichen Betrieb daher „unzumutbar“.
Lucke bietet Asta Gespräch an
Lucke selbst wies die Vorwürfe gegenüber dem Hamburger Abendblatt als „falsch und unbelegt“ zurück. „Meines Wissens hat nie ein AStA-Vertreter an meinen Lehrveranstaltungen auch nur kurzfristig teilgenommen. Ich lade den AStA dazu ein, meine Veranstaltungen dieses Semester zu besuchen und dann ein Urteil zu fällen“, betonte er. Der Asta antwortete, er könne ein Gespräch erst später wahrnehmen.
In einer Stellungnahme auf seiner Homepage betonte Lucke, er habe „mit allen mir zur Verfügung stehenden politischen, medialen und rechtlichen Möglichkeiten versucht“, einem Rechtsruck der AfD Einhalt zu gebieten. Zum Beweis stellte er eine 27seitige Dokumentation zum Herunterladen bereit. So wolle er zeigen, „welche Maßnahmen ich ergriffen habe, um ein Abdriften der AfD in Radikalismus und Fremdenfeindlichkeit zu verhindern“.
Der Wirtschaftswissenschaftler Lucke war 2013 einer der Mitgründer der AfD. 2015 verließ er die Partei wegen Richtungsstreitigkeiten. Seine anschließend gegründete Allianz für Fortschritt und Aufbruch konnte bei der vergangenen Europawahl nur 0,1 Prozent der Stimmen erringen. (ag)