STUTTGART. In Baden-Württemberg beginnt ein Modellprojekt, das Flüchtlinge zu Lokführern ausbilden soll. „Wir sind zwar formal nicht für die Ausbildung zuständig, wir handeln aber aus Verantwortung für einen gut funktionierenden Nahverkehr“, sagte der Verkehrsminister des Bundeslandes, Winfried Hermann (Grüne), der Stuttgarter Zeitung. Gleichzeitig diene dieser Schritt der Integration der Asylbewerber. „Wir tun auch etwas Gutes für die Menschen und die Gesellschaft.“
Anlaß für das Projekt des Verkehrsministeriums in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit seien die anhaltenden Probleme im Regionalverkehr. Aufgrund fehlender Lokführer fielen im Südwesten immer wieder Regionalzüge aus. Betroffen seien die Bahntöchter DB Regio und S-Bahn Stuttgart. Aber auch die neuen Anbieter Abellio und Go Ahead.
Zusätzliche Trainer sollen Flüchtlinge begleiten
Das Programm für Flüchtlinge soll zunächst an den Standorten Stuttgart, Mannheim/Karlsruhe und Hechingen/Zollernalb anlaufen. Jeweils 15 Asylbewerber sollen dort zu Lokführern ausgebildet werden. Das Gehalt während der Ausbildung liege bei 2.100 Euro. Zusätzlich werde das Land eigens Trainer finanzieren, um die Asylbewerber zu betreuen.
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Modellprojekt seien ein dauerhafter Aufenthaltstitel und gute Deutschkenntnisse. Statt der normalerweise dreijährigen Ausbildungszeit sollen die künftigen Lokführer bereits nach 15 Monaten ihre Arbeit aufnehmen können. „Das ist ein starkes Zeichen für Nahverkehr und Integration“, betonte Hermann.
In der Vergangenheit war bereits in Schleswig-Holstein ein ähnliches Pilotprojekt gestartet, das Asylbewerber zu LKW-Fahrern ausbilden soll. Wegen islamischer Terroranschläge mit LKWs war das Programm nicht unumstritten. (ag)