BERLIN. Burda-Vorstand Philipp Welte hat dem US-Unternehmen Facebook vorgeworfen, mit der Verbreitung von Lügen erfolgreich Geld zu verdienen. Es gebe „einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Transport von Lügen und dem wirtschaftlichen Erfolg von Facebook. Je unwahrer eine Nachricht ist, je spektakulärer die Lüge, desto größer der wirtschaftliche Erfolg der sozialen Plattformen“, sagte Welte dem Branchenmagazin Horizont.
Die sozialen Netzwerke seien „hilfreiche Brandbeschleuniger für all jene, deren Argumentation auf Lügen und Halbwahrheiten beruht“. Bizarr werde das Ganze, da Facebook aufgrund der Daten von Milliarden Kunden diese Halbwahrheiten individuell verteilen kann. „Im Klartext: Auf Facebook wird jeder ganz individuell angelogen. Und wir alle wissen, daß keine Partei davon so stark profitiert wie die AfD.“
Freie Meinungsbildung akut gefährdet
Der Medienmanager warnte: „Die Gefährdung der freien Meinungsbildung war lange nicht mehr so akut wie heute. Pressefreiheit ist selbst in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr, ganz zu schweigen von Rußland oder der Türkei.“ In den USA gebe es mit Donald Trump einen Präsidenten, der Journalisten zu den Feinden des Volkes erklärt habe.
Auch in Deutschland würden die politisch extremen Ränder stärker. „In Thüringen wurde gerade die Nachfolgeorganisation der sozialistischen Einheitspartei größte politische Kraft in den Landtagswahlen, eine Partei also, zu deren Kardinaltugenden sicher nicht der Kampf für Pressefreiheit gehörte“, gab Welte zu bedenken.
„Wahrheit braucht den Journalismus der Verlage“
Zweitgrößte Kraft sei mit der AfD eine Partei geworden, „deren Anhänger bei jeder Gelegenheit ‘Lügenpresse, halt die Fresse’ grölen“. Die Freiheit der Presse sei kein Naturgesetz. Mit der aktuellen Verlagskampagne „Print macht stark“ wolle der Burda-Konzern klarmachen, „wie wichtig der Journalismus der Verlage für eine funktionierende Gesellschaft ist, egal ob er gedruckt oder über digitale Medien zu den Menschen kommt“.
Demokratische Legitimierungsprozesse basierten darauf, daß die Bürger informiert seien und wüßten, worüber sie entscheiden. „Eine stabile Gesellschaft braucht Wahrheit. Und Wahrheit braucht den Journalismus der Verlage.“ Deshalb sei die entscheidende Frage, „wie wir als demokratische Gesellschaft mit einer Plattform umgehen, auf der in großem Stil Unwahrheiten, Gerüchte und Haßpropaganda verbreitet wird.“ (ls)