BERLIN. Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft eine Beobachtung des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib. Dafür sollen die Landesverfassungsschutzämter vom Bundesamt bis Mitte Oktober ein bisher als vertraulich eingestuftes Dossier erhalten, berichten Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR.
Demnach erwartet der Bundesverfassungsschutz eine lebhafte Debatte darüber, ob Ditib als Prüffall oder gar als Beobachtungsobjekt eingestuft werden kann. In einigen Bundesländern soll es dagegen Vorbehalte geben.
Verdacht auf Spionage für Ankara
Hintergrund ist der Verdacht auf Spionagetätigkeiten nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei 2016. Zeitweilig hatte der Generalbundesanwalt gegen 19 Ditib-Imame ermittelt, die Informationen über in Deutschland lebende Gegner der türkischen Regierung nach Ankara übermittelt haben sollen.
Den Auftrag dafür haben sie mutmaßlich von der türkischen Religionsbehörde Diyanet erhalten, die eng mit Ditib zusammenarbeitet. Diyanet untersteht direkt der türkischen Regierung. Zudem haben Ditib-Imame nach dem Einmarsch der türkischen Armee in Nordsyrien für den Sieg beten lassen.
Kommende Woche wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zu einem Staatsbesuch in Deutschland erwartet. Laut Ditib-Angaben wird Erdogan am 29. September Köln besuchen und dort die dem Verband unterstehende Zentralmoschee einweihen. (tb)