MÜNCHEN. Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag hat den Kapitän des Flüchtlingsboots Lifeline, Claus-Peter Reisch, mit dem Europapreis ausgezeichnet. Die Ehrung ist mit 2.500 Euro dotiert und wird an Personen oder Organisationen vergeben, die sich aus Sicht der Sozialdemokraten „in besonderer Weise um die europäische Idee und die Werte der Europäischen Union verdient gemacht“ haben.
„Der Schutz der Menschenwürde ist das oberste Ziel der Europäischen Union. Immer häufiger treten gewählte Politiker in Europa dieses Prinzip mit den Füßen. Mutige Menschen wie Claus-Peter Reisch halten die Werte am Leben, für die unsere Gemeinschaft steht. Und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit Taten! Deshalb ist er ein großer Europäer“, kommentierte die Landeschefin der SPD und Landtags-Spitzenkandidatin, Natascha Kohnen, die Entscheidung.
„Seenotrettung ist praktizierte Humanität“
Der Lifeline-Kapitän gelangte europaweit in die Schlagzeilen, als er Ende Juni mit seinem Schiff auf Malta festgesetzt worden war, nachdem er und seine Crew 234 mehrheitlich Schwarzafrikaner nach Europa gebracht hatten. Reisch muß sich Ende des Monats auf dem Inselstaat erneut vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, ohne ordnungsgemäße Registrierung in maltesische Gewässer gefahren zu sein.
„Daß diesem tapferen Mann in einem Gerichtsverfahren eine Strafe droht, ist eine Bankrotterklärung an die Menschlichkeit und das Mitgefühl. Der Fall Lifeline muß ein Signal der Rückkehr zu einer gelebten Humanität sein“, forderte Kohnen. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher rechtfertigte die Vergabe des Preises an Reisch: „Die Menschenwürde steht an erste Stelle der EU-Grundrechtecharta. Die grundlegendste Form, Menschenwürde zu achten, ist es, Menschenleben zu retten. Seenotrettung ist praktizierte Humanität.“
Prominente Unterstützung aus Deutschland
Bereits seit Tagen erhalten der Kapitän und seine Mannschaft Unterstützung prominenter Fürsprecher aus Deutschland. ZDF-Moderator Jan Böhmermann startete eine Spendenaktion und sammelte mehr als 200.000 Euro als Rechtskostenhilfe. Der ProSieben-Moderator Klaas Heufer-Umlauf initiierte eine Spendenkampagne für den Erwerb eines neuen Schiffes durch die „Mission Lifeline“
Die Musikgruppe „Die Ärzte“ sicherten in einer Videobotschaft dem Verein ihre Unterstützung zu. Reisch hatte zuletzt schwerer Vorwürfe gegen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und die EU erhoben. (ls)