WASHINGTON. Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright hat vor dem Erstarken eines neuen Faschismus in Europa durch Populisten gewarnt. Zugleich bezeichnete sie in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau US-Präsident Donald Trump als den „antidemokratischsten Präsidenten“.
Albright warf Trump vor, die politische Situation durch sein Handeln zu verschlimmern. „Er untergräbt die Justiz und die Presse. Er verachtet den Wahlprozeß und Minderheiten. Er ist daran interessiert, Spaltungen zu verschärfen.“
„Orbán will Einwanderer jagen“
Mit Blick auf die Entwicklungen in Europa zeigte sich die ehemalige Außenministerin überzeugt, daß es dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nur darum gehe, „Einwanderer jagen zu können“. Ihm und dem polnischen Politiker Jaroslaw Kaczynski unterstellte sie, mehr an der eigenen Macht als am Wohlergehen ihrer Völker interessiert zu sein.
Albright sieht die politische Ordnung in Europa durch einen neuen Faschismus bedroht. Dessen Anhänger „untergraben die Demokratie und die demokratischen Institutionen, verunglimpfen die Presse und machen die Fremden oder Migranten als Schuldige für die jeweilige schlechte wirtschaftliche Situation aus“.
Putin wolle Europa von den USA trennen
Die ehemalige US-Botschafterin bei der UNO sagte weiter, Wladimir Putin „hat gewiß größere faschistische Tendenzen als viele andere“. Sie warnte davor, daß Putin Europa von den USA trennen wolle.
Madeleine Albright war von 1997 bis 2001 im Kabinett von Präsident Bill Clinton die erste Außenministerin der USA. In einem Fernsehinterview hatte sie 1996 das US-Embargo gegen den Irak, das laut einer Studie der UNICEF eine halbe Million irakischer Kinder das Leben gekostet hatte, gerechtfertigt. Später nannte sie diese Aussage einen „politischen Fehler“. (ag)