BERLIN. Der Psychologe Ahmad Mansour hat den Islam mitverantwortlich gemacht für das zunehmende religiöse Mobbing an Schulen. „Natürlich ist Antisemitismus in vielen muslimischen Elternhäusern ein Riesenproblem – als Teil der Erziehung“, sagte Mansour am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Die Judenfeindlichkeit habe sicher eine religiöse Dimension. „Aber wenn wir ein bißchen tiefer ansetzen, dann merken wir, daß Antisemitismus nur ein Teil des Problems ist.“
Es gebe Mädchen, die gemobbt würden, weil sie nicht fasteten oder kein Kopftuch trügen. „In dieser Intensität sehe ich Intoleranz als Problem muslimisch geprägter Kinder und Jugendlicher“, sagte Mansour. „Bei Grundschülern können wir davon ausgehen, daß die Erziehung im Elternhaus ihr Weltbild prägt. Wenn ich mein Kind zur Toleranz erziehe, kommt es in Schulen sicherlich nicht zu solchen Bedrohungssituationen.“
„Freiheit und Emanzipation in Deutschland macht enorm vielen Flüchtlingsfamilien Angst“
„Diese Freiheit und Emanzipation in Deutschland macht enorm vielen Flüchtlingsfamilien Angst – vor allem den Männern. Um ihre Kinder zu schützen, werten sie die kulturellen Werte hier ab.“ Deren Kinder vollziehen die Argumente der Eltern nach.
Mansour betonte aber: „Das heißt nicht, daß es woanders keine Konflikte gibt“. Natürlich würden auch Flüchtlinge gemobbt. Bedrohungen mit religiösem oder kulturellem Hintergrund seien aber nicht zu unterschätzen.
Die Konflikte aus den Heimatländern der Schüler würden nun in deutschen Klassenzimmern ausgetragen. „Mit der Radikalisierung von Jugendlichen hat sich auch ein bestimmtes Islamverständnis breit gemacht“, meinte Mansour.
Schulen und Eltern sind mitverantwortlich
Mitschuld wären auch die Schulen. „Die Konflikte nehmen auch zu, weil Schulen keine Antwort auf solche Probleme finden“, so Mansour. Er forderte daher eine grundlegende Schulreform.
Er sei froh, daß das Thema endlich besprochen würde. „Wir müssen etwas anbieten, um gegenzusteuern“, forderte Mansour. Auch die Eltern sieht der Psychologe in der Pflicht. Eltern sollten Teil der Schule werden. „Wir brauchen Sozialarbeit, die Konflikte früh erkennt und zum Thema macht. Und wir brauchen Schulleitungen, die Konflikte nicht klein reden, damit ihre Schule nicht als Problemschule gilt“, sagte Mansour. (mp)