BERLIN. Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, hält das Festhalten an Nationalstaaten für überflüssig. „Ich persönlich glaube, daß die starke Fixierung auf den Nationalstaat eher etwas Irrtümliches ist“, sagte der 48 Jahre alte Münchner der Welt. Die deutsche Identität sei ihm nicht peinlich: „Ich finde sehr vieles an Deutschland toll. Unsere Erinnerungskultur beispielsweise, unsere Demokratie, den Rechtsstaat.“
Das tägliche Leben fände jedoch in der Region statt, in der man lebe. „Ich komme aus Bayern, und da tritt die Fixierung auf den Nationalstaat Deutschland zurück hinter der Identifizierung mit der Region, aus der man kommt“, verdeutlichte Hofreiter. „Man hat eine europäische Identität, man hat eine oberbayerische Identität, man hat eine bayerische Identität, in den fränkischen Teilen Bayerns kommt da allerdings eher ein Fragezeichen hinter, und man hat sicher auch eine deutsche Identität.“
Grüne sollen stärkste linke Partei werden
Hofreiter plädierte für ein rot-grünes Bündnis auf Bundesebene, auch wenn es dazu derzeit nicht die nötige Mehrheit gäbe. „Wir wollen, daß sich unser Land im Positiven verändert. Dafür schließen wir nichts aus, außer eine Zusammenarbeit mit der AfD“, bekräftigte er. Vor allem müßten die Grünen dafür wachsen: „Ich will, daß die Grünen die führende Kraft der linken Mitte werden.“
Mit Blick auf die Landtagswahl in Bayern schloß er eine Zusammenarbeit mit der CSU nicht aus. Allerdings müsse sie eine „gewisse Flexibilität“ zeigen, etwa in Sachen Ökologie und Flüchtlingskrise. Von der Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsländer hält Hofreiter nichts. „Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß es helfen würde, etwa Algerien, Marokko oder Tunesien als angeblich sichere Herkunftsländer einzustufen, um damit ein geordnetes, faires Verfahren hinzubekommen.“ Jedoch brauche es aber funktionierende Rückführungsabkommen. (ls)