HANNOVER. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat die Abweisung von im Mittelmeer aufgegriffenen Flüchtlingen durch die italienische Regierung scharf kritisiert. In der Online-Debatte mit dem Titel „Europe Calling“ über die Position der evangelischen Kirche zur Flüchtlingspolitik sagte er: „Daß die italienische Regierung die Boote mit geretteten Menschen nicht an Land läßt – das ist ein Skandal, den wir in Europa nicht akzeptieren können.“
Er sei über die Vorgehensweise der Entscheidungsträger „entsetzt“. Europa brauche vielmehr eine Flüchtlingspolitik, bei der Einwanderungswillige „nicht hin- und hergeschoben werden, sondern bei der alle Länder die Verantwortung, die wir haben – insbesondere dann, wenn wir uns auf das Christentum berufen wollen –, wirklich wahrnehmen“.
Bedford-Strohm verurteilt Ausschreitungen in Chemnitz
Die EKD stehe bereits in Kontakt mit Kirchen in Italien, um Wege der Unterstützung zu finden. „Und wenn die Bundeskanzlerin mich einlädt, um gemeinsam nachzudenken, wie man die Seenotrettung verbessern kann, bin ich sofort dabei.“
Zugleich sei aber auch die Bekämpfung der Fluchtursachen von höchster Bedeutung. Eine faire Handels- und Klimapolitik sowie die Überwindung von Gewalt seien die Grundpfeiler für eine Flüchtlingspolitik der Zukunft.
Bedford-Strohm äußerte sich auch zu den Vorfällen in Chemnitz. „Das, was da in Chemnitz passiert ist, daß so viele Tausend Menschen offensichtlich den Eindruck hatten, daß es okay ist und daß man das heute machen kann, Menschen zu hetzen, die anders aussehen, das ist wirklich alarmierend.“ Deshalb müßten gerade die Kirchen „hier ganz klar sein“, damit sich der Grundkonsens nicht verschieben könne. (idea/tb)