BRÜSSEL/ HANNOVER. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen hat sich vom Vorsitzenden der Jungen Alternative Niedersachsen, Lars Steinke, distanziert. Steinke hatte auf Facebook Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg einen „Feigling“, „Verräter“ und „Feind des Deutschen Volkes“ genannt.
„Die Äußerungen des Herrn Steinke sind komplett inakzeptabel, offenbaren ein absurdes Geschichtsverständnis und haben in der AfD absolut nichts zu suchen“, sagte Meuthen der JUNGEN FREIHEIT. Er kündigte an: „Der Bundesvorstand wird sich zu Beginn der kommenden Woche mit der Angelegenheit befassen.“
Guth: Stauffenberg stand auf der richtigen Seite der Geschichte
Noch weiter ging Meuthens Kovorsitzender Alexander Gauland. „Solche Äußerungen sind ein bodenloser Schwachsinn“, ließ er mitteilen. Stauffenberg sei „ein Held der deutschen Geschichte“. Steinke habe sich für die AfD disqualifiziert. „Er sollte ausgeschlossen werden“, forderte Gauland.
Auch aus dem niedersächsischen Landesverband kommt scharfe Kritik. Steinkes Meinung spiegele „in all ihrer Absurdität“ weder die Meinung des Landesverbands noch der Bundes-AfD wider, teilte die Landesvorsitzende Dana Guth mit. Stauffenberg und die Verschwörer des 20. Juli 1944 stünden „für die richtige Seite der deutschen Geschichte“. Stauffenberg sei „unstreitig ein konservativer und ein deutscher Held, ein Vorbild im Kampf gegen diktatorischen Mainstream und Angepaßtheit“, fügte sie hinzu.
Lohr: „Völlig anwidernde Behauptung“
Der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative (JA), Damian Lohr, schloß hingegen von Seiten der AfD-Jugendorganisation Sanktionen gegen Steinke zunächst aus. „Die Aussagen von Lars Steinke, ob sie einem gefallen oder nicht, fallen unter Meinungsfreiheit“, sagte Lohr der JF. Er persönlich teile Steinkes Meinung nicht. Aber: „Ich weiß nicht, wie man es sanktionieren soll, wenn jemand sein Recht auf Meinungsfreiheit wahrnimmt.“
Später korrigierte er sich. „Der Text Lars Steinkes widerspricht eklatant den Wertvorstellungen der Jungen Alternative für Deutschland.“ Man müsse Stauffenberg nicht auf ein Podest stellen, aber wer die „völlig anwidernde Behauptung“ aufstelle, Stauffenberg sei ein Feind und Verräter des deutschen Volkes gewesen, weil er den tatsächlichen größten Feind des deutschen Volkes, Adolf Hitler, ausschalten wollte, „der hat in der AfD und der Jugendorganisation der Partei definitiv nichts verloren“. Über mögliche Konsequenzen werde der JA-Bundesvorstand in enger Rücksprache mit der Mutterpartei entscheiden, ergänzte Lohr.
Gegenüber der JF bestätigte Steinke, daß er den Post verfaßt und – nur für die eigenen Freunde sichtbar – auf Facebook gestellt hat. Der Beitrag sei von Leuten durchgestochen worden, die ihm schaden wollten. Inhaltlich stehe er aber weiterhin voll dahinter. (tb)