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„Reichspogromnacht“: AfD bei Gedenken für ermordete Juden unerwünscht

„Reichspogromnacht“: AfD bei Gedenken für ermordete Juden unerwünscht

„Reichspogromnacht“: AfD bei Gedenken für ermordete Juden unerwünscht

Pazderski
Pazderski
Der Berliner AfD-Landes- und Fraktionschef Georg Pazderski bei der Gedenkveranstaltung für die ermordeten Juden Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa
„Reichspogromnacht“
 

AfD bei Gedenken für ermordete Juden unerwünscht

Die Berliner AfD hat mit Empörung auf den Ausschluß von einer Gedenkveranstaltung für die zur NS-Zeit ermordeten Berliner Juden reagiert. „Jetzt spricht man uns sogar das Recht ab, zu trauen und maßt sich an, zu entscheiden, wer um wen trauern darf und wer nicht“, sagte der Berliner AfD-Fraktionschef Georg Pazderski.
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BERLIN. Die Berliner AfD hat mit Empörung auf den Ausschluß von einer Gedenkveranstaltung für die zur NS-Zeit ermordeten Berliner Juden reagiert. „Jetzt spricht man uns sogar das Recht ab, zu trauen und maßt sich an, zu entscheiden, wer um wen trauern darf und wer nicht“, sagte der Berliner AfD-Fraktionschef Georg Pazderski, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der AfD ist.

Hintergrund war ein Schweigemarsch anläßlich des 80. Jahrestags der „Reichspogromnacht“, zu dem das Berliner Abgeordnetenhaus gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) sowie der Jüdischen Gemeinde geladen hatte. Dazu gehörte auch eine Kranzniederlegung und ein Schweigemarsch zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, an dem sich mehrere Abgeordnete der AfD beteiligten.

Redeverbot für Pazderski

Am Holocaustdenkmal wurden seit dem Vormittag bis in den späten Abend die Namen der 55.696 ermordeten Berliner Juden aus dem Gedenkbuch der Stadt vorgelesen, unter anderem von den Fraktionschefs von SPD und CDU, Raed Saleh und Burkard Dregger.

Als auch Pazderski ans Pult treten wollte, stellte sich ihm nach eigenen Angaben die Publizistin und Initiatorin des Holocaustdenkmals, Lea Rosh, in den Weg und fragte ihn, ob er von der AfD sei. Als Pazderski dies bejaht, untersagte ihm Rosh die Beteiligung an der Leseaktion.

Der AfD-Politiker reagierte mit Unverständnis auf Roshs Verhalten: „Selbsternannte Richter verbieten mir als demokratisch gewähltem Abgeordneten meine Trauer über die ermordeten Juden zum Ausdruck zu bringen. In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich“, kritisierte Pazderski. Der Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ äußerte sich auf Nachfrage der JF bislang nicht zu dem Vorgang.

Grüne: „widerlichen Provokation”

Unterdessen werfen die Berliner Grünen dem AfD-Abgeordneten Andreas Wild vor, die Gedenkveranstaltung absichtlich gestört zu haben. Anlaß ist eine Kornblume, die Wild am Revers trug. Das sei eine „widerlichen Provokation” und ein „Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinde”, kritisierten die Grünen. „Bei solch offensichtlich rechtsextremen Entgleisungen muß die AfD Konsequenzen ziehen”, forderte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Im deutschsprachigen Raum wurde die Kornblume im frühen 19. Jahrhundert zur „preußischen Blume“, zurückgehend auf die Mythenbildung um die jung verstorbene Königin Luise. Kaiser Wilhelm I., der Sohn Luises, machte sie im späteren Deutschen Reich als „seine Lieblingsblume“ besonders populär. In Österreich-Ungarn war die Kornblume das Erkennungszeichen der deutschnationalen Bewegung, die einen Anschluß an Deutschland propagierte. Daher wurde das Tragen zeitweise verboten. In den Jahren 1933 bis 1938 trugen sie die österreichischen Nationalsozialisten in der Alpenrepublik als ihr Zeichen.

Wild wies den Vorwurf zurück. „Daß das ein Nazi-Symbol sein soll, höre ich zum ersten Mal.” Die Blume sei ein Symbol für Patriotismus und Vaterlandsliebe. Er trage sie schon seit einiger Zeit. Die AfD-Fraktion hatte Wild im Sommer vergangenen Jahres ausgeschlossen. Sie warf dem Abgeordneten mehrfache Provokationen und Disziplinlosigkeit vor. Der Partei gehört Wild aber noch an. (krk)

Der Berliner AfD-Landes- und Fraktionschef Georg Pazderski bei der Gedenkveranstaltung für die ermordeten Juden Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa
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