BERLIN. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat ein entschlosseneres Vorgehen gegen Antisemitismus unter Flüchtlingen gefordert. Viele Asylsuchenden stammten aus Ländern, in denen Judenhaß und Israelfeindlichkeit zur Staatsräson gehörten, sagte Schuster der Welt am Sonntag.
„Daß man solche Zerrbilder, die man jahrzehntelang vorgehalten bekam, nicht einfach an der Grenze nach Deutschland vergessen kann, ist verständlich. Um so wichtiger ist es allerdings, antisemitische Einstellungen in den Integrationskursen zu einem zentralen Thema zu machen.“
Antijüdische Zerrbilder
Der Zentralrat habe deswegen auch Gespräche mit dem Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge geführt. Dort sei man bemüht, antijüdische Zerrbilder in den Integrationskursen nach besten Kräften zu zerstören. Das gelte nicht nur in Bezug auf den Antisemitismus, sondern es gehe um alle westlichen Werte: „die Gleichberechtigung von Mann und Frau genauso wie einen toleranten Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.“ Allerdings könnten zeitlich begrenzte Integrationskurse keine Wunder bewirken. „Aber vielleicht ließe es sich einrichten, daß Kursteilnehmer eine KZ-Gedenkstätte oder ein jüdisches Museum besuchen“, schlug Schuster vor.
Bei Besuchen von Schulklassen in KZ-Gedenkstätten habe sich in der Vergangenheit gezeigt, daß diese gerade bei moslemischen Schülern gut ankämen, erläuterte der Zentralratspräsident. Die Fahrten hätten oft dazu geführt, daß die moslemischen Schüler erstmals Empathie für die Opfer empfanden. „Empathie deshalb, weil sie eine Situation erkannt haben, die sie an die Fluchtschicksale ihrer eigenen Familien erinnerten, auch wenn sich die Schicksale nicht wirklich vergleichen lassen.“ (krk)