STUTTGART. Ein enger Vertrauter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan soll Waffenkäufe der „Osmanen Germania“ finanziert haben. Der AKP-Abgeordnete Metin Külünk habe mehrfach Geld an führende Mitglieder der rockerähnlichen Gruppierung übergeben, berichteten das ZDF-Magazin „Frontal 21“ und die Stuttgarter Nachrichten unter Berufung auf Abhör- und Observationsprotokolle deutscher Sicherheitsbehörden.
Vom Geld sollten auf Wunsch Külünks auch vollautomatische Schußwaffen wie Maschinenpistolen gekauft werden. Im Mai 2016 konnten Sicherheitsbehörden eine Handfeuerwaffe des Typs Skorpion beschlagnahmen, die für die „Osmanen Germania“ bestimmt gewesen sei.
Külünk forderte zu Angriffen gegen Kurden auf
Ziel möglicher Angriffe für die rockerähnliche Gruppierung sind nach Erkenntnissen der Ermittler in Deutschland lebende Kurden sowie Kritiker des türkischen Staatspräsidenten. In Telefonaten forderte Külünk seine Landsleute auf, Kurden „mit Stöcken auf den Kopf zu schlagen“, dies zu filmen und die Videos dem türkischen Staat zur Verfügung zu stellen, heißt es in dem Bericht. Die Videos sollten dann „zur Abschreckung“ möglicher Kritiker Erdogans verwendet werden.
Über den früheren Mannheimer Vorsitzenden der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), Yilmaz Ilkay Arin, habe Külünk die „Osmanen“ aufgefordert, den ZDF-Moderator Jan Böhmermann für dessen Schmähgedicht auf Erdogan zu bestrafen. Böhmermann sei jedoch gewarnt worden und unter Polizeischutz gestellt. Weiterhin habe Arin in anderen Telefonaten in Deutschland lebende Türken ermuntert, sich zu bewaffnen. Dabei habe er „saubere“ Waffen versprochen und von einem Munitionslager erzählt.
Mehrere Razzien gegen „Osmanen Germania“ in den vergangenen Monaten
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte vor zwei Monaten in einem Bericht festgehalten, es bestünden Kontakte zwischen den Führern der „Osmanen Germania“ und AKP-Vertretern sowie Beratern von Staatspräsident Erdogan.
In Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern war die Polizei in den vergangenen Monaten mehrfach mit Razzien gegen die kriminelle Gruppierung vorgegangen. Dabei ging es unter anderem um Geldwäsche, Urkundenfälschung, Erpressung und Drogendelikte. Die Bundesregierung hatte im August mindestens ein Treffen zwischen dem früheren „Osmanen“-Chef Mehmet Bagci und AKP-Politiker Külünk bestätigt. Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts wurde die Gruppierung im April 2015 in Hessen gegründet und ging aus dem „Osmanen Frankfurt Boxclub“ hervor. (ha)