FRANKFURT/MAIN. Eine Mehrheit der Juden in Deutschland hat in den vergangenen zwölf Monaten Antisemitismus erfahren. Das ist das Ergebnis der Studie „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland“ der Universität für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt am Main. 61 Prozent der Befragten gaben demnach an, im vergangenen Jahr Antisemitismus in Form von versteckten Andeutungen erlebt zu haben. 29 Prozent wurden Opfer verbaler Beleidigung und drei Prozent von körperlichen Angriffen. Letztere gingen zu 81 Prozent von Moslems aus.
Drei Viertel nehmen Antisemitismus als ein großes Problem wahr. 85 Prozent zeigten sich über eine Zunahme des Judenhasses besorgt. 70 Prozent tragen in der Öffentlichkeit aus Angst vor Übergriffen keine erkennbaren jüdischen Symbole. Ebenfalls 70 Prozent äußern mit Blick auf die Massenzuwanderung die Sorge, Judenhaß könnte aufgrund der antisemitischen Einstellungen der Zuwanderer noch weiter zunehmen könnte. Allerdings meinen 84 Prozent, daß auch ohne die Flüchtlingskrise Antisemitismus in Deutschland ein Problem sei.
Jeder sechste Jude denkt über Auswanderung nach
Jeder sechste Jude hat deswegen schon über eine Auswanderung aus Deutschland nachgedacht, weil er sich hier nicht mehr sicher fühlt. „Viele der befragten Jüdinnen und Juden fühlen sich in unserer Gesellschaft verunsichert, denn Diskriminierung findet in vielen Lebenslagen statt, sei es in der Schule, dem Job oder bei Behördengängen“, sagte die Frankfurter Diskriminierungsforscherin Julia Bernstein, die eine der Autorinnen der Studie ist. 553 in Deutschland lebende Juden haben daran teilgenommen. (tb)