STUTTGART. Winfried Kretschmann ist erneut zum Ministerpräsidenten von Baden Württemberg gewählt worden. Der Grünen-Politiker erhielt 82 von 142 abgegebenen Stimmen. Damit haben mindestens sechs Parlamentarier von Grünen und CDU gegen Kretschmann gestimmt, die zusammen auf 89 Stimmen kommen. Ein Abgeordneter der Koalition war jedoch nicht anwesend. Insgesamt gab es 57 Gegenstimmen, ein Abgeordneter enthielt sich.
Der Chef der ersten grün-schwarzen Landesregierung wurde direkt nach seiner Wahl als Ministerpräsident vereidigt. Die jahrzehntelang im Südwesten dominierende CDU ist mit 42 Sitzen im Parlament Juniorpartner. Die Grünen kamen nach der Landtagswahl im März auf 47 Sitze.
Abgeordnete müssen sich auch mal aussprechen
Bei einer Probeabstimmung am Dienstag zur Wahl Kretschmanns hatte rund ein Drittel der 39 anwesenden CDU-Abgeordneten mit Nein oder mit Enthaltung votiert. Der neue Fraktionschef der CDU im Stuttgarter Landtag, Wolfgang Reinhart, räumte am Donnerstagmorgen ein, die CDU-Fraktion habe „selbstbewußte Abgeordnete, die ihre Meinung kundtun“. Manchmal sei ein Ventil nötig, „um sich einfach mal auszusprechen“. Er sei jedoch zuversichtlich, daß die Fraktion gut mit der neuen Landesregierung zusammenarbeiten werde.
Beobachter bewerteten die Pleite in der Probeabstimmung auch als Denkzettel für den designierten Innenminister der neuen Landesregierung, Thomas Strobl (CDU). Das Verhältnis zwischen CDU-Landeschef Strobl und der CDU-Basis in Baden-Württemberg gilt als angespannt. Fraktionschef Reinhart betonte allerdings, er habe ein gutes Verhältnis zu Strobl. (mv)