POTSDAM/BAD SAAROW. Die Brandenburger AfD-Fraktion hat die Schwimmbadbetreiber im Land aufgefordert, Burkinis zu verbieten. Hintergrund ist die Debatte um den angeblichen Rauswurf zweier Trägerinnen der islamischen Schwimmbekleidung aus der Bad-Saarow-Therme. Der Streit zeige, „wie sehr das Thema die Bürger verunsichert und die Angst vor einem schleichenden Verlust der kulturellen Identität befördert“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andreas Kalbitz der JUNGEN FREIHEIT.
„Um Auseinandersetzungen um Ganzkörperbadeanzüge künftig zu vermeiden, fordert die AfD-Fraktion für die Schwimmbäder in Brandenburg klare Regelungen.“ Diese sollten für Badegäste das Tragen einer üblichen Badekleidung vorsehen. „Burkinis zählen ganz sicher nicht dazu“, betonte Kalbitz.
Polizei soll Aufnahme von Anzeige abgelehnt haben
Zuvor hatten zwei Burkini-Trägerinnen schwere Vorwürfe gegen die Therme und die Polizei erhoben. Sie seien am vergangenen Wochenende wegen ihres islamischen Ganzkörperbadeanzugs erst beschimpft und dann aus dem Bad geworfen worden. „Als mich zwei weitere Gäste auslachten, griff der Bademeister nicht ein. Schließlich forderte er uns auf, die Therme zu verlassen“, sagte eine der beiden Frauen. Empört habe sie den Bademeister daraufhin anzeigen wollen. Allerdings hätten die eintreffenden Polizisten sich geweigert, Anzeige aufzunehmen.
Eine Begleiterin der Burkini-Trägerinnen schilderte den Vorfall aus ihrer Sicht: „Drei alte Frauen haben mich angesprochen, wie ich denn zulassen könne, daß ein Kind so etwas trägt.“ Die jüngere der beiden Mosleminnen war 14 Jahre alt. Später seien sie auch noch ausgelacht worden. Die Burkini-Trägerinnen kündigten nun an, keine Therme mehr in Brandenburg besuchen zu wollen.
Betreiber weist Vorwürfe zurück
Der Betreiber wies die Anschuldigungen zurück. „Die Frauen wurden nicht aufgefordert, die Therme zu verlassen. Der Bademeister hat sie nur gebeten, beim nächsten Mal etwas anderes anzuziehen. Sie sollen sich ganz normal verhalten, wie Deutsche auch“, sagte Thermen-Chef Axel Walter der BZ. Grundsätzlich seien in der Therme jedoch alle Badebekleidungen erlaubt.
Irritiert zeigte sich Walter über die Berichterstattung und die Anfeindungen gegen sein Bad. „Bei Ausländern wird gleich ein Problem daraus gemacht. Als hier vor zwei Wochen eine Deutsche von einem Fremden belästigt wurde, stand das nirgends.“
Dagegen hatte die Brandenburger Gleichstellungsbeauftragte, Monika von der Lippe, empört auf den angeblichen Rausschmiß reagiert. „Es ist eine Frage der Toleranz gegenüber anderen religiösen Gewohnheiten, denen gegenüber sich Brandenburg offen zeigen sollte“, sagte sie dem RBB. (ho)