OFFENBURG. Der Landrat des südbadischen Ortenaukreises, Frank Scherer, hat Vorwürfe von Asylsuchenden zurückgewiesen, das Essen in der Flüchtlingsunterkunft mache sie krank.
„Alle Behörden und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sorgen in Ansehung unserer humanitären und historischen Verantwortung mit größter Kraftanstrengung dafür, daß die zu uns kommenden Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, gut betreut und versorgt werden, sondern darüber hinaus vorbildlich willkommen geheißen und möglichst rasch integriert werden können“, teilte der parteilose Landrat mit.
Asylsuchende hatten Essen nicht mal probiert
Die Verpflegung werde von einem renommierten Cateringservice gestellt, der sehr auf die religiösen Eßgewohnheiten der Asylsucheden achte. Es mache ihn deshalb betroffen, wenn das Essen als unzureichend empfunden werde und Flüchtlinge behaupteten, die Verpflegung mache krank, ohne sie überhaupt versucht zu haben, kritisierte Scherer am Dienstag beim Besuch der Containerunterkunft in Offenburg.
Mehr als 60 männliche Asylsuchende hatten die Verpflegung seit dem 7. April boykottiert und sich statt dessen eigenes Essen gekauft. Dies wollen sie auch in Zukunft. Das Landratsamt jedoch lehnt das ab. Bereits jetzt würde für die Versorgung der Asylsuchenden eine beachtliche Summe an Steuergeldern eingesetzt, betonte Scherer.
Daß die Flüchtlinge sich selbst versorgten, sei logistisch nicht möglich, sagte ein Sprecher des Landkreises der JUNGEN FREIHEIT. Hierfür müßten beispielsweise zahlreiche Herde, Spülen und Kochmöglichkeiten bereitgestellt werden. Dies sei zu kostspielig und nicht praktikabel, zumal am Essen des Cateringservices nichts zu beanstanden sei.
Bargeldzahlungen reizvoller
Vielmehr habe man die Vermutung, daß es den Asylsuchenden bei ihrem Anliegen darum gehe, mehr Geld zu bekommen. Denn für die Verpflegung in der Kantine erhielten sie 144 Euro weniger im Monat ausgezahlt. Da viele Flüchtlinge noch Verwandte in ihrer Heimat zu versorgen hätten und unterstützten, seien höhere Bargeldzahlungen für sie reizvoller als eine Verpflegung in der Kantine.
Nach dem Besuch des Landrats habe sich die Situation in der Unterkunft laut dem Sprecher aber etwas entspannt. Ein Teil der Flüchtlinge habe den Widerstand gegen das Essen aufgegeben und besuche nun die Kantine. (krk)