BERLIN. Grünen-Chef Cem Özdemir hat sich bei der FDP für seine Äußerung, die Partei sei ein „Schandfleck“, die aus dem sächsischen Landtag verschwinden müsse, entschuldigt. „Selbstverständlich war die NPD mit ‘Schandfleck’ gemeint. Im Eifer des Gefechts habe ich offenbar an der entsprechenden Stelle ‘FDP’ gesagt“, schrieb Özdemir auf seiner Facebook-Seite.
Zuvor waren in der FDP Forderungen nach einem Rücktritt und einer Entschuldigung Özdemirs laut geworden. Der sächsische FDP-Vorsitzende Holger Zastrow satgte der JUNGEN FREIHEIT: „Abgesehen davon, daß ich mich die ganze Zeit frage, an welche Zeit mich die Wortwahl Özdemirs erinnert, verwundert mich der kulturlose, rüde Ton der Grünen nicht. Wir sind in Sachsen nun mal die letzte schwarz-gelbe Bastion in Deutschland, und nur hier ist die FDP noch in der Regierung. Damit sind wir vielen ein Dorn im Auge und das letzte Hindernis auf dem Weg zu einer sozialdemokratisierten, linksgrünen Republik.“
Zweifel bleiben
Doch ist Özdemirs Entschuldigung überhaupt glaubwürdig? Die Sächsische Zeitung zitierte den Grünen-Politiker mit folgenden Worten: „Die FDP braucht niemand, wenn es darum geht, Freiheitsrechte, Bürgerrechte, Autonomie und Emanzipation zu vertreten. Wir wollen dafür sorgen, daß dieser Schandfleck FDP verschwindet.“
Mit „Freiheitsrechten, Bürgerrechten, Autonomie und Emanzipation“ hatte die NPD bei den Grünen bisher noch niemand in Verbindung gebracht. Dies sind klar Begriffe, mit denen sich die FDP selbst beschreibt. Özdemirs Entschuldigung wirkt deswegen mehr als zweifelhaft. Wahrscheinlicher ist, daß der Grünen-Chef versucht, sich aus der Affäre zu ziehen. Der Grund: Die FDP hat den Grünen in der Angelegenheit bereits eine Verharmlosung der NPD vorgeworfen. Und in den Verdacht wollen die Grünen gar nicht erst kommen. Schon aus Imagegründen. (ho/krk)