BERLIN. Der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstitutes Forsa, Manfred Güllner, sieht im Erfolg der Grünen eine Gefahr für die Demokratie. Diese gefährdeten „den zweiten Versuch, die Demokratie in Deutschland dauerhaft zu etablieren“, schreibt Güllner nach einem Bericht des Spiegels in seinem neuen Buch „Die Grünen – Höhenflug oder Absturz?“.
Das zeige sich auch im Wahlverhalten der Deutschen. „Je höher der Stimmenanteil der Grünen, umso niedriger die Wahlbeteiligung“, sagte der Forsa-Chef dem Nachrichtenmagazin. Diese Entwicklung sei auch im internationalen Vergleich sichtbar. Der Soziologe sieht zudem zahlreiche Ähnlichkeiten zwischen dem Milieu, das sich in der Weimarer Republik radikalisiert habe und dem Teil der antimodernen Gesellschaft, aus denen die Grünen hervorgegangen sind.
Volksparteien haben Stammwähler vergrault
Insgesamt sei der Einfluß der Partei derzeit „unangemessen groß“, kritisierte Güllner. Sie vertrete zwar nur sieben bis acht Prozent der Wähler, durch die Unterstützung von Wissenschaftlern und Massenmedien wirkten die Grünen jedoch deutlich größer. „In Baden-Württemberg hat Winfried Kretschmann voriges Jahr knapp 16 Prozent aller Wahlberechtigten hinter sich versammelt, leitet aber daraus ein Mandat für einen radikalen Politikwechsel ab. Kein Wunder, wenn sich da viele nicht mehr vertreten fühlen.“
Kritik übte der Forsa-Chef an der Anpassung der Volksparteien an die Grünen: „Die sind zu grün geworden, sehr zum Verdruß ihrer eigenen Stammwähler.“ Dabei hätten diese sich immer als „Gutmenschen“ präsentiert, die für Umweltschutz, Frieden und Frauenrechte einträten. Dagegen könne man schlecht argumentieren. Güllner widersprach jedoch der Deutung, er habe die Grünen mit den Nationalsozialisten verglichen.
Trittin reagiert empört
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, reagierte empört auf das Buch. „Wir lassen uns von einem alten Herrn auf seine alten Tage nicht schlecht reden“, sagte der 58 Jahre alte Politiker nach Angaben der Rheinischen Post. Die Grünen hätten in den achtziger Jahren durch ihren Einzug in den Bundestag das alte Drei-Parteien-System aufgebrochen und so für „viel frischen Wind“ gesorgt, bekräftigte Trittin. (ho)
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