ANKARA. Der ehemalige Leiter des Zentrums für Türkeistudien, Faruk Sen, hat vor ethnischen Unruhen in Deutschland gewarnt. Türkische Jugendliche würden bei rechtsextremen Anschlägen, wie denen von Solingen 1993, heute anders reagieren, sagte Sen der Hurriyet.
„Die Arbeitslosenquote unter den Türken hat die 30 Prozent Marke erreicht. Ein Funke könnte ausreichen“, warnte Sen. Zudem lebten die Jugendlichen ihre türkische Identität heute wesentlich stärker aus als noch ihre Eltern.
Der Wissenschaftler machte vor allem eine „neue Form des Rassismus“ der Deutschen für die gestiegene Gefahr von Unruhen in der Bundesrepublik verantwortlich. Wären es früher vor allem Menschen ohne Zukunftsperspektive mit einem „niedrigen Intelligenzquotienten“ gewesen, die Türken angegriffen hätten, sei „Islamophobie und Türkenphobie“ heute in der deutschen Elite angekommen.
Deutsche Elite hat Angst vor gut ausgebildeten Türken
Diese habe Angst, argumentiert der Migrationsforscher, daß sie ihre Arbeit an gut ausgebildete Türken verlieren könnten. Bestes Beispiel für diese Entwicklung sei der ehemalige Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD). Das Interview wurde bereits am vergangenen Freitag vor den schweren Krawallen in England geführt. Anlaß war das Massaker von Andreas Breivik Ende Juli in Norwegen. (ho)