KIEL. Der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz in Schleswig Holstein, Horst Eger, hat vor einer Radikalisierung der Muslime in Deutschland gewarnt. Besonders der Salafismus gewinne immer mehr Anhänger. „Es gibt europaweit Erfahrungen mit solchen Personen, die eben nicht nur gesponnen, sondern die Terroranschläge ausgeübt haben“, sagte Eger der Nachrichtenagentur dapd.
Betroffen von der Radikalisierung seien vor allem junge Muslime, da sie „in der Gesellschaft noch nicht Fuß gefaßt haben“. Zwar verständen die meisten Anhänger den Salafismus gar nicht, dennoch dürfe man sie nicht einfach als irrelevant abtun, sagte Eger.
Der Verfassungsschutz stuft den Salafismus als besonders fundamentalistische Strömung im Islam ein, die durch eine wortgetreue Auslegung des Korans geprägt ist.
Eger warf den salafistischen Imamen vor, jede Integration zu verweigern. Einige würden es sogar ablehnen, überhaupt mit „Ungläubigen“ zu sprechen. Im Blickpunkt des Verfassungsschutzes ständen insbesondere die Vereine „Einladung zum Paradies“ (EZP) und „Die wahre Religion“ (DWR).
Innenminister erwägt Verbot
Hintergrund der Warnung ist eine vor drei Wochen veröffentliche Todesdrohung eines salafistischen Konvertiten gegenüber dem Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Pinneberg. Der 18 Jahre alte Mann hatte den Gemeindevorsteher als „Dreckigen Juden“ bezeichnet und gesagt, er solle aufpassen, daß Allah ihn nicht schon im Diesseits mit dem Tod strafe. Inspirieren ließ sich der Konvertit nach eigenen Angaben vom EZP.
Im vergangenen Dezember waren bei einer deutschlandweiten Razzia zahlreiche salafistische Vereine durchsucht worden. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) prüft derzeit ein Verbot der EZP. (ho)