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Zwangsverheiratung: Muslime fühlen sich durch Studie verunglimpft

Zwangsverheiratung: Muslime fühlen sich durch Studie verunglimpft

Zwangsverheiratung: Muslime fühlen sich durch Studie verunglimpft

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Zwangsverheiratung
 

Muslime fühlen sich durch Studie verunglimpft

In ersten Stellungnahmen zur Studie über Zwangsverheiratung des Bundesfamilienministeriums haben Muslime eine Vereinseitigung auf den Islam kritisiert und sprechen von„Scheinzusammenhängen“ mit bestimmten Bevölkerungsgruppen.
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Flüchtlingsdenkmal in Helsinki: Kritik an Studie zu Zwangsheiraten Foto: Pixelio/Anna-Lena Ramm

BERLIN. Der Zentralrat der Muslime (ZdM) hat die Studie des Bundesfamilienministeriums über Zwangsheiraten in Deutschland scharf kritisiert. Generalsekretärin Nurhan Soykan beklagte, die am Mittwoch präsentierte Studie würde das gesamtgesellschaftliche Umfeld ignorieren und auf den religiösen Hintergrund reduzieren.

Soykan argumentierte, der Islam würde eine Zwangsverheiratung ausdrücklich verbieten. „Deswegen haben Muslime auch ein existentielles Interesse, daß Zwangsverheiratungen gänzlich abgeschafft werden.“ Dennoch werde der Streit in Deutschland „seit Jahren beinahe ausnahmslos im Kontext des Islams geführt“, auch wenn die vorliegende Studie „nicht explizit über Muslime“ spricht, sagte die Islamfunktionärin.

Fast alle Opfer kommen aus muslimischen Familien

Grundlage für die Studie war eine Erhebung in rund anderthalb tausend Beratungsstellen in Deutschland. Für das Jahr 2008 wurden dabei 3.443 Fälle von Zwangsverheiratung registriert, wobei die Dunkelziffer erheblich höher liegen dürfte. Zusätzlich wertete die Studie in hundert ausgewählten Einrichtungen Einzelbefragungen aus.

In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung fasste Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) das Ergebnis zusammen: „Nach Angaben der Betroffenen sind 83, 4 Prozent der Eltern Muslime, 9,5 Prozent gehören dem spezifisch kurdischen Jesidentum an. 3,4 Prozent sind Christen und 1,4 Prozent Hindus.“ Das mit Abstand häufigste Herkunftsland stellt die Türkei mit 44 Prozent dar.

Dabei bestehe ein Zusammenhang mit dem Islam, der laut Familienministerin „oft verleugnet oder wegdefiniert“ werde. Energisch wurde diese Kausalität von Soykan zurückgewiesen. Auf die Gesamtzahl der Ehen in Deutschland bezogen, würden die registrierte Zahl der Fälle lediglich 0,035 Prozent betragen, rechnete sie vor. „Viel schlimmer ist die tägliche Gewalt gegen Frauen im Haus.“

Islamfunktionärin gegen Erforschung von Zwangsverheiratung

Hier macht Soykan allgemein „gesellschaftliche Strukturen“ in Deutschland aus, „die Gewalt gegen Frauen erzeugen, unterstützen und dulden“. Ohne diesen „unspektakulären Alltagshorror“ näher zu beschreiben, beklagte sie ein Defizit der Forschung. Statt für Studien zur Zwangsverheiratung sollten Mittel besser hier eingesetzt werden:

„Wie viele Frauen und auch Kinder jährlich in der Bundesrepublik Deutschland an den Folgen von Gealteinwirkungen sterben oder sich selber in Folge von Traumatisierungen töten, wie viele Frauen jährlich umgebracht und damit Opfer sogenannter Beziehungsdramen werden, darüber existieren bis heute keine aussagekräftigen Statistiken.“

„Scheinzusammenhänge“ mit der muslimischen Kultur?

Auch die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) sah keine Verkettung mit dem Islam. „Es geht nicht um Religion, es geht um Traditionen.“ Sie wüßte auch von Fällen mit nicht-muslimischen Betroffenen, sagte sie im Gespräch mit der Internetzeitung Deutsch-türkische Nachrichten.

Auch der Sozialoge Coskun Canan griff die die Familienministerin an. Diese benutze die Studie „um Bevölkerungsgruppen mit Scheinzusammenhängen zu diskreditieren“, warf er Schröder in einem Meinungsbeitrag auf dem Nachrichtenportal Migazin vor. Sie stelle „einen islamisch-kulturellen Zusammenhang zwischen Religionszugehörigkeit und Zwangsverheiratung her“. (FA)

> Die Studie „Zwangsverheiratung in Deutschland“

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