BERLIN. Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Tiefensee (SPD) hat die Geschichtsverfälschung ehemaliger SED-Kader scharf kritisiert. Gerade Teile der Parteibasis der Linken würden sich zum Stichwortgeber einer Verharmlosung der SED-Diktatur machen. „Es darf den Geschichtsklitterern nicht gelingen, das Lebensgefühl Ost von der Diktaturerfahrung in der DDR zu trennen“, mahnte der ehemalige Bundesverkehrsminister anläßlich der Verleihung des Hohenschönhausen-Preises durch den Förderverein der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Den Hohenschönhausen-Preis 2010 nahm Karl Wilhelm Fricke entgegen. Damit wurde das Lebenswerk des Journalisten und Historikers gewürdigt, der 1955 von Agenten der DDR-Staatssicherheit aus West- nach Ostberlin verschleppt wurde und unter anderem im zentralen Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit in Hohenschönhausen inhaftiert war.
Fricke empörte sich in seiner Dankesrede darüber, daß ehemalige Mitarbeiter der Staatssicherheit die Deutungshoheit über die DDR-Geschichte zurückerobern wollen. Diese würden versuchen, die Rechtsbrüche der SED-Justiz zu leugnen oder zu bagatellisieren. Sie zeigten keinerlei Reue, diffamierten und verhöhnten auch heute noch frech ihre Opfer. Der 81jährige erklärte stellvertretend für die Opfer des DDR-Regimes: „Die Auseinandersetzung ist noch nicht zu Ende. Wir werden keine Ruhe geben.“ (cs)