DÜSSELDORF. Der ehemalige Chefökonom der Deutschen Bank, Norbert Walter, hat mehr Einwanderer aus dem Nahen Osten und der Türkei gefordert. „Wir nehmen noch immer nicht wahr, daß wir in Deutschland eine komplett andere Demographie haben“, sagte Walter in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. „Bei uns verringert sich die Zahl der Arbeitskräfte um ein Drittel pro Generation, wenn nichts dagegen unternommen wird.“
Als Maßnahme forderte Walter eine weitere Öffnung Deutschlands für Einwanderer. Vor allem die Türkei, Ägypten und Iran seien Länder mit einem attraktiven Potential an Arbeitskräften, von denen es bereits „Trampelfade nach Deutschland“ gebe. Um die Einwanderer zu qualifizieren, müsse Deutschland in diesen Ländern für die Bildung sorgen: „Wir brauchen deutsche Schulen und Hochschulen in den Herkunftsländern.“
Mehrheit der Deutschen lehnt Zuzug von Ausländern ab
Walter sieht die Debatte über Zuwanderung in Deutschland allerdings kritisch. Eine „unheilige Allianz“ aus Sozialdemokraten und dem konservativen Flügel der Unionsparteien verhindere seit Jahrzehnten eine rationale Diskussion, beklagte der bekennende Katholik.
Die Mehrheit der Deutschen lehnt dagegen Walters Vorstellungen ab. Einer Umfrage des Focus zufolge sprechen sich 54 Prozent der Deutschen dagegen aus, einen Fachkräftemangel durch Zuzug qualifizierter Ausländer zu kompensieren. In den neuen Bundesländern sind sogar 61 Prozent der Bürger dieser Meinung. Die größte Ablehnung kommt aus den Reihen der Linkspartei-Wähler mit 64 Prozent. (FA)