BERLIN. Der Schriftsteller Günter Grass hat gegen die Abschiebung von Zigeunern in das Kosovo protestiert. In einem Offenen Brief forderte er die Bundesregierung sowie die Regierungen der einzelnen Bundesländer auf, ihre Entscheidung über die Ausweisung der Roma „umgehend zu revidieren“.
Während ganz Europa auf Frankreich schaue und sich über den dortigen Umgang mit „den Vertriebenen und Armutsflüchtlingen der Roma aus Rumänien“ empöre, sei in Deutschland zur gleichen Zeit eine Abschiebeaktion großen Ausmaßes in den Kosovo im Gange, die die französischen Maßnahmen noch in den Schatten stelle, empörte sich Grass.
Der Vorgang sei ein „Skandal für Deutschland und eine Hypothek für den europäischen Frieden.“ Wer Menschenrechte in so eklatanter Weise mißachte, spiele mit der „Zukunft des Friedens auf unserem Kontinent“, warnte der Schriftsteller.
„Andere Zeichen setzen“
Das ständig ausgegrenzte Volk der Roma habe nach den Greueln des vergangenen Jahrhunderts nie eine moralische Wiedergutmachung erfahren. Dies sei eine Gelegenheit für die Deutschen, andere Zeichen zu setzen als frühere Generationen, schrieb Grass, der 1997 mit seiner Frau Ute eine „Stiftung zugunsten des Romavolkes“ gründete.
Deutschland hatte im April ein Abschiebeabkommen mit dem Kosovo geschlossen. Eine Vereinbarung zwischen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und seinem kosovarischen Amtskollege Bajram Rexhepi sieht die Abschiebung von bis zu 14.000 ausreisepflichtigen Kosovaren vor. Rund 10.000 davon sind Zigeuner. (krk)