BERLIN. Türkischstämmige Wähler sollen mit ihrer Erststimme bei der Bundestagswahl möglichst Kandidaten mit türkischem Zuwanderungshintergrund wählen. Dies hat der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat, empfohlen.
„Wir wollen Personen wählen, keine Parteien“, sagte der Lobbyist und plädierte für ein „taktisches“ Wählen. Als mögliche Kandidaten nannte Kolat überparteilich unter anderem Cem Özdemir (Grüne), Lale Akgün (SPD), Sevim Dagdelen (Linke) sowie Serkan Tören (FDP).
Zuvor hatte der TGD-Vorsitzende moniert, daß Bundestagskandidaten aus Einwandererfamilien von ihren Parteien häufig auf hintere Listenplätze verbannt würden. „Wir befürchten, daß in der kommenden Legislaturperiode Abgeordnete mit Migrationshintergrund deutlich unterrepräsentiert sein werden“, so Kolat gegenüber dem Spiegel.
„Wahlberechtigte Türken nicht unterschätzen“
Zwar sprach er sich gegen eine entsprechende Quote aus, forderte aber, „daß die Parteien guten Leuten eine realistische Chance geben, auch wenn diese einen türkischen Namen haben“.
Kolat mahnte die Parteien zudem, die „700.000 wahlberechtigten Türken nicht zu unterschätzen“. Die Türkische Gemeinde in Deutschland will unmittelbar vor der Bundestagswahl verstärkt Informationsveranstaltungen für Türkischstämmige mit dem Ziel anbieten, mindestens 500.000 Wähler zu mobilisieren.
Diesem Ziel hat sich auch die Bundeszentrale für politische Bildung verschrieben. Unter dem Titel „Du hast die Wahl – Secim Senin“ wurde eine Broschüre in türkischer und deutscher Sprache herausgebracht, mit der türkische Einwanderer mit deutschem Paß über die Modalitäten der Wahl aufgeklärt und zur Stimmabgabe ermuntert werden sollen.