MALATYA. Im Prozeß um die Ermordung von drei evangelikalen Christen 2007 im osttürkischen Malatya verdichten sich Hinweise, daß es sich um ein geplantes Verbrechen und nicht um eine spontane Aktion gehandelt hat.
Am 18. April 2007 hatten fünf junge Muslime im Zirve-Verlag von Malatya den Deutschen Tilmann Geske sowie die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel gefesselt und gefoltert, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten.
Yuksel war ledig, Aydin verheiratet und Vater von zwei Kleinkindern. Geske hinterließ seine Frau Susanne und drei Kinder. Susanne Geske sprach in einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT von einem „neuen Märtyrertum“. Angeklagt sind Hamid Ceker, Emre Gunaydin, Salih Gurler, Cuma Özdemir und Abuzer Yildirim. Wie der Informationsdienst Compass Direct mitteilt, sagten bei der Verhandlung am 12. September drei Zeugen aus, daß Özdemir und Gunaydin kurz vor der Tat mitgeteilt hätten, es stehe etwas „Großes“ bevor.
„Ich werde zum Märtyrer“
Als ein Zeuge Özdemir nach Einzelheiten gefragt habe, habe er geantwortet „Ich werde zum Märtyrer“ und darauf hingewiesen, daß es in Malatya 49 christliche Hausgemeinden und Geistliche gebe. Auch gegenüber einem ehemaligen Klassenkameraden habe Özdemir, „etwas Großes“ angekündigt. Eine Ex-Freundin des Angeklagten Gunaydin sagte aus, dieser habe ihr am Tag vor den Morden in einer SMS mitgeteilt, daß er morgen verhört werde.
Die Anwälte der Nebenklage erwägen, einen Strafantrag gegen die Zeugen wegen Beihilfe zum Mord zu stellen. „Sie wußten, was geschehen würde, und hätten das der Polizei melden müssen“, erklärte Rechtsanwalt Orhan Kemal Cengiz gegenüber Compass Direct. Im Prozeß wurde auch die Vermutung laut, dass eine ultra-nationalistische muslimische Jugendorganisation die Ermordung der Christen in Auftrag gegeben haben soll (idea/jf).