WASHINGTON. Wolodymyr Selenskyj hat das Weiße Haus mit großen Erwartungen betreten. Kiew hatte offen die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern durch die USA gefordert, um russische Militärziele in größerer Tiefe angreifen zu können.
Doch kurz vor dem Treffen mit dem US-Präsidenten hat sich die Lage geändert: Donald Trump teilte mit, er habe mit Wladimir Putin telefoniert und plane in den kommenden zwei Wochen ein weiteres Treffen in Budapest (die JF berichtete).
Beim gemeinsamen Mittagessen im Kabinettsaal herrschte eine spürbar angespannte Atmosphäre. Die von Kiew erhoffte Zusage blieb aus. „Wir würden es viel lieber sehen, wenn sie keine Tomahawks bräuchten. Um ehrlich zu sein, würden wir es viel lieber sehen, wenn der Krieg vorbei wäre“, sagte Trump. Die USA hätten zwar viele Marschflugkörper, „aber wir brauchen sie. Wir können die Bestände nicht entleeren.“ Für Selenskyj, der mit einer klaren Erwartungshaltung angereist war, muß das wie eine kalte Dusche gewirkt haben.
Selenskyj hört von Ungarn ungern
Der Ukrainer zeigte sich enttäuscht, versuchte aber, auf Trumps Druck mit Gegenangeboten zu reagieren. So bot er eine engere Kooperation im Bereich der ukrainischen Drohnenproduktion an. Im Gegenzug für Tomahawks könne Kiew die USA bei der Weiterentwicklung ihrer Drohnentechnik unterstützen, sagte er. Trump ließ offen, ob er darauf eingehen werde.
Verärgert zeigte sich die ukrainische Seite über Budapest als möglichen Verhandlungsort. „Budapest hat uns nicht geholfen“, erinnerte Selenskyj an das 1994 unterzeichnete Memorandum, in dem die USA, Großbritannien und Rußland der Ukraine im Gegenzug für den Verzicht auf Atomwaffen Sicherheitsgarantien zugesichert hatten. Auch die enge Beziehung des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu Moskau stößt in Kiew auf Mißtrauen.
Trump betonte, er halte engen Kontakt zu Selenskyj, auch wenn das Treffen in Budapest „sehr wahrscheinlich ein Zweiertreffen“ mit Putin werde. Seine Botschaft war deutlich – und für Selenskyj kaum zu überhören: Wenn es Bewegung in den Gesprächen gebe, müsse der Ukrainer an den Tisch kommen. (rr)