ST. PETERSBURG. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ein gemeinsames Gespräch angeboten. Wenn Merz anrufen und reden wolle, dann sei Rußland bereit für diese Kontakte, sagte der 72jährige in St. Petersburg am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind immer dafür offen.“
Der russische Präsident antwortete im Rahmen eines Treffens mit Vertretern großer internationaler Nachrichtenagenturen. Seit der Wahl Merz‘ zum Kanzler hatte Putin sich nicht über den CDU-Politiker geäußert. Die beiden hatten auch keinen persönlichen Kontakt. Merz forderte den Kremlchef aber wiederholt in Reden, darunter auch in Kiew, zu einer Waffenruhe im Krieg mit der Ukraine auf.
Putin sagt, Deutschland sei nicht neutral
Über Deutschland sagte Putin, er sehe die Bundesrepublik nicht als neutral und deshalb nicht als Vermittler im Ukraine-Krieg. Vielmehr stehe Deutschland auf der Seite der Ukraine, liefere Panzer an das Land und sei so an den Kampfhandlungen beteiligt.
Tatsächlich hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erst vergangene Woche angekündigt, die Militärhilfe für das angegriffene Land allein in diesem Jahr auf 8,9 Milliarden Euro zu erhöhen.
Merz wollte Taurus für Ukraine
Putin ergänzte, er würde sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg mit jedem treffen. Dazu gehöre auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, den er in der Endphase von Verhandlungen sprechen könne. Wichtig sei dabei, wer von ukrainischer Seite die Dokumente unterzeichne und daß der nächste Präsident des Landes ein solches Abkommen nicht in Frage stelle.
Der Kanzler steht in Moskau in der Kritik. Er sei auf Konfrontation mit Rußland aus, so der Vorwurf. Merz hatte als Oppositionspolitiker immer wieder gefordert, der Ukraine den Marschflugkörper Taurus zu liefern. Mit diesem könnte Kiew russisches Gebiet angreifen. Pistorius schloß solche Lieferungen kürzlich in Kiew aber aus. Putin sagte nun, die deutsche Hilfe habe keinen Einfluß auf den Gang der Kampfhandlungen. (fh)