ROUEN. Die französische Polizei hat einen bewaffneten Mann erschossen, der offenbar versucht haben soll, eine Synagoge in der nordfranzösischen Ortschaft Rouen in Brand zu setzen. Die Beamten sollen auf eine „Rauchentwicklung in der Nähe der Synagoge“ aufmerksam gemacht worden sein. Am Tatort trafen sie auf einen Mann, der sich mit einem Messer und einer Eisenstange bewaffnet hatte, berichtet die Welt.
Als sich der mutmaßliche Attentäter den Polizisten näherte, töteten sie ihn mit mehreren Schüssen. Das Feuer sei anschließend von der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht worden, sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung.
Der Bürgermeister der Stadt, Nicolas Mayer-Rossignol, schrieb auf dem sozialen Netzwerk X, es sei „nicht nur die israelische Gemeinde, die betroffen ist. Die ganze Stadt Rouen ist verletzt und geschockt“. Innenminister Gérald Darmanin veröffentlichte eine knappe Stellungnahme: „In Rouen haben Polizeibeamte einen bewaffneten Mann neutralisiert, der eindeutig versuchte, die städtische Synagoge in Brand zu setzen. Ich gratuliere ihnen zu ihrer Schnelligkeit und ihrem Mut.“
A travers cette agression et cette tentative d’incendie de la synagogue de @Rouen, ce n’est pas seulement la communauté israélite qui est touchée. C’est toute la ville de @Rouen qui est meurtrie et sous le choc.
— Nicolas Mayer-Rossignol (@NicolasMayerNMR) May 17, 2024
Motiv und Identität des Attentäters sind noch unklar
Die Identität und das konkrete Motiv des Attentäters sind derzeit noch unklar. Die Staatsanwaltschaft von Rouen leitete zwei Untersuchungen ein. Zum einen werde wegen Brandstiftung und Gewalthandlungen gegen Beamte ermittelt, zweitens sollen die Umstände des Todes des Tatverdächtigen untersucht werden, teilte Staatsanwalt Frédéric Teillet mit.
In Frankreich kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Angriffen auf jüdische Gemeinden oder Einzelpersonen. Viele hatten dabei einen islamistischen Hintergrund. Im März 2018 wurde die 85jährige Holocaust-Überlebende Mireille Knoll in ihrer Pariser Wohnung ermordet, 2021 wurden zwei Algerier für die Tat verurteilt.
Mehrere antisemitische Attentate in den vergangenen Jahren
Ein Jahr zuvor, im April 2017, war eine 65jährige jüdische Frau in ihrer Pariser Wohnung ermordet worden. Der Täter, ein Einwanderer aus Mali, hatte sie schwer mißhandelt und anschließend aus einem Fenster geworfen. Während der Gerichtsverhandlung gegen den Täter wurde bekannt, daß er aus antisemitischen Motiven gehandelt hatte.
Im März 2012 attackierte ein Mitglied der Terrorgruppe Al-Kaida eine jüdische Schule in der Stadt Toulouse und erschoß vier Menschen. In den Tagen zuvor hatte er sich mit drei französischen Soldaten verabredet und sie während der Treffen ermordet. Der Täter, ein 23jähriger Algerier, starb später bei einem Schußwechsel mit der Polizei. (lb)