KHARTUM. Nach Jahren der Ruhe steht der Sudan wieder am Rande eines Bürgerkriegs. Seit drei Tagen liefern sich die sudanesischen Streitkräfte sowie die rivalisierenden schnellen Einsatzkräfte einen offenen Krieg um die Vorherrschaft in dem afrikanischen Land. Beide Seiten versuchen, das Machtvakuum zu füllen, das 2019 nach dem Sturz des Militärdiktators Umar al-Baschir entstanden ist. Dieser hatte das Land knapp drei Jahrzehnte regiert.
Die Vereinten Nationen gehen derzeit von rund zweihundert Toten und 1.800 Verletzten aus. Da die Kämpfe zwischen Armee und Spezialkräften ohne Rücksicht auf Zivilisten stattfinden, sei die Zahl der Opfer unter der Bevölkerung sehr hoch, sagte der Vermittler für die Vereinten Nationen, Volker Perthes. Amnesty International beklagte den Einsatz von Artillerie und Kampfflugzeugen in Wohngebieten, wie der Spiegel berichtete.
Kämpfe im Sudan toben im Hauptstadt
Die sudanesischen Streitkräfte unter General Abdel Fattah al-Burhan verfügen über rund 100.000 Mann. Ihnen gegenüber stehen die schnellen Einsatzkräfte unter General Mohammed Hamdan Daglo, die nominell direkt dem Staatsoberhaupt unterstellt sind. Ihre Truppenstärke ist unklar, aber sie dürfte weniger als 70.000 Mann betragen. Allerdings gelten sie als besonders kampferprobt und grausam.
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Bilder der sudanesischen Armee beim Vormarsch entlang einer Allee in der sudanesischen Hauptstadt.Zu sehen sind ein T-54/55-Panzer und zwei Type 62, ein BMP-2, ein BTR-70 und ein Truppentransporter.#Sudan pic.twitter.com/djjduPT1d2
— 🔰MilitärNews (@MilitaerNews) April 17, 2023
Bis zur Sezession des Südsudans 2011 war er das größte Flächenland Afrikas. Auch heute noch ist er fünfmal größer als die Bundesrepublik. Die Bevölkerung in dem armen, von zahlreichen Bürgerkriegen geprägten Land wächst rasant. Gab es vor dreißig Jahren noch etwa 30 Millionen Einwohner, so liegt ihre Zahl inzwischen bei etwa 45 Millionen. Die Hälfte der Bevölkerung ist weniger als 20 Jahre alt.
Ein Großteil der Bevölkerung lebt im Großraum der Hauptstadt Khartum. Hier finden auch die schwersten Gefechte zwischen den rivalisierenden Gruppierungen statt. Da die Bundesrepublik in den 1960er Jahren das Land militärisch unterstützte, sind eine Vielzahl der in dem Bürgerkrieg eingesetzten Waffen deutsche Fabrikate, darunter das ehemalige Standardgewehr der Bundeswehr, das HK G3. (JF)