NEU-DELHI. In Indien haben sich Hinweise verdichtet, daß der hindu-nationalistische Regierungschef Narendra Modi den offiziellen Namen seines Landes abschaffen und in „Bharat“ ändern will. Zuletzt lud Indiens Staatsoberhaupt Draupadi Murmu die Staats- und Regierungschefs des G20-Gipfels als „Präsidentin von Bharat“ zu einem Staatsbankett ein.
Wie indische Medien berichten, nimmt die Präsidentin damit eine Resolution der Regierungspartei vorweg. Ende September will diese eine Sondersitzung des Parlaments einberufen. Worum es dabei geht, war bisher unklar. Nun machen Gerüchte die Runde, daß dort die Umbenennung beschlossen werden soll. Der bisherige Name wird mit der Kolonialzeit in Verbindung gebracht.
Begriff „Indien“ hat antike Wurzeln
Die Bezeichnung „Bharat“ geht auf alte, auf Sanskrit verfasste Hindu-Schriften zurück. Sie ist bereits jetzt eine der beiden in der Verfassung verankerten Namen des Landes. Der Begriff „Indien“ hat seine Wurzeln in der Antike und ist vom Fluß Indus abgeleitet. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien und der Abtrennung des heutigen Pakistans 1947 nennt sich der Staat „Indien“.
Oppositionspolitiker zeigten sich ob der Umbenennungspläne empört. „Ich hoffe, daß die Regierung nicht so töricht sein wird, auf ‚Indien‘ komplett zu verzichten“, schrieb Shashi Tharoor von der Kongresspartei auf X, vormals Twitter. Anstatt den „Anspruch auf einen geschichtsträchtigen Namen“ aufzugeben, der weltweit anerkannt sei, sollten „weiterhin beide Namen verwendet“ werden.
Die mögliche Umbenennung erfolgt im Zusammenhang mit der Politik der Hindu-Nationalisten, sich von der britischen Kolonialzeit zu distanzieren. Die Regierung läßt schon länger Symbole der Kolonialherrschaft aus den Geschichtsbüchern, dem Stadtbild und den Institutionen Indiens tilgen. (fh)