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Ukraine gründet Internationale Brigade: Als Freiwilliger unter fremden Waffen

Ukraine gründet Internationale Brigade: Als Freiwilliger unter fremden Waffen

Ukraine gründet Internationale Brigade: Als Freiwilliger unter fremden Waffen

Kriegsfreiwillige überschreiten die polnische-ukrainische Grenze, um gegen Rußland zu kämpfen Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber
Kriegsfreiwillige überschreiten die polnische-ukrainische Grenze, um gegen Rußland zu kämpfen Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber
Kriegsfreiwillige überschreiten die polnische-ukrainische Grenze, um gegen Rußland zu kämpfen Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber
Ukraine gründet Internationale Brigade
 

Als Freiwilliger unter fremden Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft Freiwillige aus dem Ausland zum Kampf gegen die russischen Invasionstruppen. Dem scheinen auch Bundeswehrreservisten folgen zu wollen. Welchen militärischen Wert hätte so eine Internationale Brigade?
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Seit mittlerweile einer Woche leistet die Ukraine den angreifenden russischen Truppen Widerstand. Dabei überrascht sie diejenigen, die mit einem schnellen Zusammenbruch der Verteidiger angesichts der Übermacht der russischen Militärmaschinerie gerechnet hatten. Neben der ukrainischen Armee leisten die Territorialstreitkräfte des Landes ihren Verteidigungsbeitrag und laut einzelner Berichte greifen in ihrer Verzweiflung auch ukrainische Zivilisten zu Molotowcocktails, um den Feind zu stoppen.

Kriegsrechtlich ist ein solches Eingreifen heikel, denn Kombattanten müssen nach dem Kriegsrecht als solche gekennzeichnet sein. Ebenfalls in so einem Graubereich bewegen sich diejenigen Ausländer, die nun dem Aufruf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj folgen. Der hatte vor wenigen Tagen eine sogenannte Internationale Brigade von Freiwilligen aus aller Welt zur Verteidigung des osteuropäischen Landes ins Leben gerufen.

Der Appell blieb nicht ungehört. So berichtete beispielsweise der Schweizer Sender SRF, daß sich 120 ehemalige britische Fallschirmjäger auf den Weg gen Osten gemacht haben. Dabei können sie sich des Wohlwollens ihrer Regierung sicher sein. So hatte Großbritanniens Außenministerin Liz Truss unlängst gesagt, sie unterstütze Briten, die an der Seite der Ukraine kämpfen wollten.

Deutsche Reservisten wollen für Ukraine kämpfen

Das Nato-Mitglied Lettland, das als baltischer Staat ohnehin in Furcht vor russischer Expansionspolitik lebt, paßte seinerseits bereits das Gesetz an, um seinen Staatsbürgern den freiwilligen Kriegseinsatz für ein anderes Land zu erlauben. Dänemark und Estland sollen ähnliche Schritte in Betracht ziehen.

Auch unter Deutschlands Soldaten wird offenbar darüber diskutiert, über die nun erfolgenden Waffenlieferungen hinaus in den Kampf einzugreifen. Laut Business Insider tauschten sich bereits über hundert Reservisten in geschlossenen Chatgruppen über Möglichkeiten zur Kriegsteilnahme auf Seiten der Ukraine aus. Auf Nachfrage teilte der Reservistenverband lediglich mit, er stehe in Kontakt mit der Bundeswehr, jedoch gebe „es noch keine verläßliche juristische Einschätzung“.

Gegenüber dem Tagesspiegel teilte die Bundesregierung auf Anfrage mit, sie werde deutsche Staatsbürger, die ausreisen wollen, um für die Ukraine zu kämpfen, nicht grundsätzlich daran hindern. Gleiches gelte auch für Deutsche, die für die russische Seite in den Krieg ziehen wollen.

Denn die Teilnahme an kriegerischen Auseinandersetzungen im Dienst einer ausländischen Armee ist nach deutschem Recht kein Straftatbestand. Sie kann aber nach den allgemeinen Gesetzen für Verbrechen wie Völkermord, Mord, Totschlag, Raub, Diebstahl und anderen strafbar sein.

„Taliban-Taktik“ könnte auch in Ukraine erfolgreich sein

Was den Kampfwert einer nun von Selenskyj ins Leben gerufenen Internationalen Brigade angeht, so sei der allgemein hoch. Das schätzt der Büroleiter des Privaten Sicherheitsunternehmens Global AG, Alexander Jag. Sein Unternehmen war selbst an der Ausbildung ukrainischer Sicherheitskräfte in der Vergangenheit beteiligt. „Die Leute, die jetzt rübergehen, sind keine Zivilisten, und wir hier im Westen werden auf einem ganz anderen Niveau militärisch ausgebildet als in Rußland“, gibt er zu Bedenken. Auch sei ihre Motivation für den Kampf unter den Freiwilligen sehr hoch.

Ausländische Freiwillige könnten bei entsprechenden Fähigkeiten für „Sabotage und guerillaartige Anschläge auf russische Technik und Kommunikation eingesetzt werden“, erläuterte er gegenüber der JF. „Das heißt: nächtlicher Marsch durch Wald und Wiese, um im Morgengrauen maximalen Schaden anzurichten. Sie adaptieren praktisch dieTaliban-Taktik bei perfekt gekonnter Ausführung und setzen dabei westliche Einsatzmittel wie Javelin-Raketenwerfer ein. Doch in diesem Fall richtet sie sich gegen legitime Ziele.“

Jag, dessen Mitarbeiter auch in Afghanistan im Einsatz waren, führte aus, daß die ukrainische Armee in solchen Taktiken nicht geschult sei. Ebensowenig wie die Armee Rußlands. „Denn beide Seiten haben nicht am sogenannten Krieg gegen den Terror teilgenommen. Der lebte von solchen Kommando-Unternehmen.“

Wie der Kampfverlauf der vergangenen Tagen zeigt, konzentrieren sich die Truppen von Rußlands Präsident Wladimir Putin derzeit darauf, die großen Städte der Ukraine wie die Hauptstadt Kiew oder Charkiw anzugreifen. Sollten sie diese unter Kontrolle bekommen, droht Rußlands dennoch ein Partisanen- und Abnutzungskrieg. Die Erfahrung aus dem Afghanistan-Krieg von 1979 bis 1989, den Sowjet-Rußland nicht gewinnen konnte, sollte der jetzigen Kreml-Führung ein abschreckendes Beispiel sein.

Kriegsfreiwillige überschreiten die polnische-ukrainische Grenze, um gegen Rußland zu kämpfen Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber
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