BRÜSSEL. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat auf die Kritik an ihrem Kurzstreckenflug von Wien nach Bratislava reagiert. Grund für die Nutzung des Privatjets auf Kosten der EU-Steuerzahler bei einer Distanz von 47 Kilometern seien logistische Schwierigkeiten gewesen sowie die Sorge, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Coronavirus anzustecken, sagte ein Sprecher der CDU-Politikerin der Bild-Zeitung.
Die Fahrt mit dem Zug hätte rund eine Stunde gedauert. Stattdessen entschied sich Von der Leyen für den 19minütigen Flug, bei dem etwa 1130 Kilogramm CO2 ausgestoßen wurden.
Von der Leyen drängt auf Eigenverantwortung bei Klimawandel
Die Brüsseler Politikerin drängt selbst regelmäßig auf einen intensiveren Kampf gegen den Klimawandel. Beim Auftakt der Klimakonferenz in Glasgow hatte sie von einer Verantwortung gesprochen, die alle betreffe. Zudem forderte sie ein höheres Tempo bei der Umsetzung von Maßnahmen.
Kritik erntete Von der Leyen unter anderem vom Generalsekretär des Europäischen Steuerzahlerbundes, Michael Jäger. „Dieser Flug wird dreifach teuer für die Kommissionspräsidentin. Denn: Er kostete viel Steuergeld, viel Zeit für die Wege von und zu den Flughäfen und vor allem: viel Glaubwürdigkeit. Dieser Kurzstreckenflug ist eine ökologische Sünde.“
Aufgedeckt hatte den Skandal um die Privatjet-Flüge der EU-Granden die konservative britische Zeitung Daily Telegraph. Nach ihren Recherchen hat von der Leyen bei 18 ihrer 34 offiziellen Reisen das gecharterte Privatflugzeug genutzt.
„Klimadesaster“
Privatjets stoßen etwa 20 Mal so viel CO2 pro Passagier und Kilometer aus wie bei einem Linienflug fällig werden und etwa 50 Mal so viel CO2 wie bei einer Zugreise. Die EU-Kommissionschefin trage damit zu einem „Klimadesaster“ bei, befand eine Sprecherin der Umweltgruppe Green Alliance.
Die Enthüllungen des Telegraph wurde besonders in Brexit-freundlichen und EU-kritischen Zeitungen begierig aufgegriffen. „EU must be joking“, donnerte der Londoner Express. Die Zeitung The Sun titelte: „EU-Heuchler: Euro-Chefs sammeln Zehntausende Meilen in Privatjets vor dem COP26 – und sie schulmeistern gleichzeitig die Briten über grüne Politik“. (zit/js)