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Sommermonate stehen bevor: Zentrale Mittelmeerroute: Italien verzeichnet sprunghaften Migranten-Anstieg  

Sommermonate stehen bevor: Zentrale Mittelmeerroute: Italien verzeichnet sprunghaften Migranten-Anstieg  

Sommermonate stehen bevor: Zentrale Mittelmeerroute: Italien verzeichnet sprunghaften Migranten-Anstieg  

Migranten werden in Tripolis von Sicherheitskräften festgehalten
Migranten werden in Tripolis von Sicherheitskräften festgehalten
Migranten werden in Tripolis von Sicherheitskräften festgehalten (Archivbild) Foto: picture alliance / Photoshot | –
Sommermonate stehen bevor
 

Zentrale Mittelmeerroute: Italien verzeichnet sprunghaften Migranten-Anstieg  

Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, hat sich 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich mehr als verdoppelt. Ein Wissenschaftler aus Mailand warnt vor einer anhaltenden Welle.
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ROM. Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, hat sich 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich mehr als verdoppelt. Bis zum 20. April registrierte das Innenministerium in Rom fast 8.600 Ankünfte. Im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum weniger als 3.300, vor zwei Jahren waren es rund 650.

Mehr als 1.200 Einwanderer gaben an, Tunesier zu sein, etwa gleich viele sagten, sie stammten von der Elfenbeinküste und rund 930 Personen erklärten, aus Bangladesch emigriert zu sein, teilte das Innenministerium mit. Bei etwas mehr als 1.200 Personen handelte es sich um unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge.

Laut aktuellen Statistiken des UN-Flüchtlingskommissars UNHCR ist die zentrale Mittelmeerroute die am häufigsten genutzte. Dahinter folgt die westliche von Marokko Richtung Spanien, am wenigsten Migranten kamen in den vergangenen Monaten über die Türkei nach Europa.

Wissenschaftler warnt vor anhaltender Welle

Der Professor für Internationale Beziehungen an der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand, Vittorio Emanuele Parsi, geht davon aus, daß dies mit der politischen Lage in den Abfahrtstaaten zusammenhänge. „In Libyen werden die Abfahrten auf Null reduziert, wenn es zwei Bedingungen gibt: Wenn es eine totale Kontrolle des Territoriums durch die Milizen gibt oder, im Gegenteil, wenn es totale Anarchie gibt“, sagte Parsi am Dienstag der Tageszeitung Il Giornale.

Im ersten Fall würden die Milizen verhindern, daß die Kähne ins Meer laufen, im zweiten Fall sei es die Unsicherheit, die Migranten davon abhalte, die Abfahrtshäfen anzusteuern. Derzeit gebe es in Libyen aber weder das eine noch das andere. „In Tripolis ist jetzt eine neue Regierung installiert worden und das ist an sich eine gute Sache. Aber die neuen Behörden sind noch nicht in der Lage, das Gebiet zu kontrollieren. Daher die Welle von Abreisen in Richtung Italien.“ Dies könnte bis über die Sommermonate hinaus anhalten, warnte der Wissenschaftler. In dieser Jahreszeit steigt die Zahl der Bootsüberfahrten erfahrungsgemäß deutlich.

Migranten fahren von Libyen und Tunesien ab

Im Osten schrecke der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei mit der erhöhten Präsenz von Militärschiffen die Asylsuchenden ab. „Im Westen setzen Spanien und Marokko ihre traditionelle Politik der Kontrolle fort.“ Im Meeresabschnitt zu Italien hätten die Migrationsströme schließlich ein natürliches Ventil. Die italienische Regierung müsse in Kürze das erneuerte Abkommen mit Tripolis durchsetzen und eine gemeinsame Strategie mit der EU anstreben.

Die Staatsanwaltschaft von Agrigent, die sich häufig mit illegaler Einwanderung befassen muß, geht indes davon aus, daß auch die Abfahrten aus Tunesien deutlich zunehmen könnten, berichtet das Blatt.

Die Migrationsagentur ICMPD (International Centre for Migration Policy Development) hatte im Januar prognostiziert, daß die Corona-Pandemie den Migrationsdruck auf Europa verschärft. „In der EU wird man gratis geimpft. Das ist sehr attraktiv für Flüchtlinge aus Afrika, Lateinamerika und Asien. Deshalb erwarten wir eine Zunahme der illegalen Immigration“, erläuterte der frühere österreichische Außenminister und ICMPD-Chef Michael Spindelegger gegenüber dem Handelsblatt. Ein weiterer Faktor sei die globale Wirtschaftskrise. „In vielen Ländern sinken die wirtschaftlichen Hoffnungen. Deshalb wird sich der Auswanderungsdruck verstärken.“ (ls)

Migranten werden in Tripolis von Sicherheitskräften festgehalten (Archivbild) Foto: picture alliance / Photoshot | –
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